Sonntag, 6. Dezember 2009
Bessere Körperhaltung und sichereres Schlucken durch ätherische Öle
Die neue Ausgabe vom International Journal of Clinical Aromatherapy * - übrigens eine der besten Lektüren für wissenschaftlich untermauerte Anwendung von ätherischen Ölen - ist kürzlich erschienen und darin fand ich einen spannenden Artikel über Reha-Maßnahmen bei Menschen, die einen Hirnschlag erlitten haben.
Berichtet wird beispielsweise über zwei betroffene Senioren (Mann 86 und Frau 88), die beide Probleme im erschlafften unteren Kopf-/Gesichtsbereich hatten: Hämatome im Mund und damit verbundene Schwierigkeiten bei der Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme, gestörte Zungenkoordination, Sprachstörungen. Nach fünf bzw. acht sanften Massagen mit 2%-igem Mandarinen- und Lavendelöl (Citrus reticulata und Lavandula angustifolia) in Mandelöl hatten beide wieder eine wesentlich bessere Kontrolle über die betroffenen Körperfunktionen. Bei einer 46-jährigen Frau mit ähnlichen Problemen und die ständig in der Gefahr stand, ihre dünnflüssigen Mahlzeiten zu aspirieren verhalfen fünf Gesichts-Behandlungen mit Lavendel und Bergamotte (Lavandula angustifolia und Citrus bergamia) und eine Behandlung mit Lavendel und Rosmarin (Lavandula angustifolia und Rosmarinus officinalis) zu einer normalen Nahrungsaufnahme und deutlicherem Sprechvermögen. Die Autorin Paula Mullins beschreibt weitere erfolgreichen Reha-Maßnahmen. Sie erwähnt zudem einige Studien, beispielsweise die Erkenntnis, dass Menthol (Hauptwirkstoff in Pfefferminze- und Ackerminzeölen, Mentha piperita und Mentha arvensis, in dieser Studie in synthetischer, 'naturidentischer' Form verwendet) ähnlich wie kaltes destilliertes Wasser den Schluckreflex deutlich verbesserte. Diese Maßnahme empfehlen die japanischen Wissenschaftler bei PatientInnen mit Dysphagie, also bei Schluckproblemen. Denn bei ständigem Verschlucken bzw. durch das Gelangen von Speisestückchen und Speichel in die Luftröhre ist eine große Gefahr von Lungenentzündungen gegeben, die somit reduziert werden könnte. Die Wissenschaftler empfehlen den Betroffenen, vor den Mahlzeiten eine mentholhaltige Pastille zu lutschen (Bonbon, Dragee etc) [Ebihara T, Ebihara S, Watando A, Okazaki T, Asada M, Ohrui T, Yamaya M, Arai H. Effects of menthol on the triggering of the swallowing reflex in elderly patients with dysphagia. Br J Clin Pharmacol 62(3): 369-371]
Dieses Jahr veröffentliche ein Team um dieselben Wissenschaftler eine kleine Beobachtungsstudie an 17 älteren Personen (78 Jahre +/- 6) ohne neurologische Störungen, dass das Riechen von Pfeffer- und Lavendelduft die Stabilität ihrer Körperhaltung bei geschlossenen Augen verbesserte (nicht aber bei geöffneten Augen) [Freeman S, Ebihara S, Ebihara T, Niu K, Kohzuki M, Arai H, Butler JP. Olfactory stimuli and enhanced postural stability in older adults. Gait Posture. 2009 Jun;29(4):658-60]. Denkbar wären also unterschiedliche Pflegemaßnahmen mit Lavendelöl bei PatientInnen, deren Haltung und Körperkoordination aufgrund von neurologischen Vorfällen gestört sind.
* PS Wer mehr über die Fachzeitschrift IJCA lesen möchte, findet hier ein Interview in englischer Sprache mit der Herausgeberin Rhiannon Harris. Sie ist die Ehefrau von Bob Harris, der eine große (kostenpflichtige) Datenbank von wissenschaftlichen Studien über die Wirkungen von ätherischen Ölen führt.
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6 Kommentare:
Ein toller Bericht !!!
Danke!!
Leider ist mein Englisch nicht ausreichend um den gesamten Artikel im Original zu lesen ;-((, kann ich da irgendwie dran kommen?
Ich arbeite mit Menschen mit Schädelhirntraumen und nutze dabei auch ätherische Öle.
Wir arbeiten täglich mit der oralen Stimulation, deshalb interessiere ich mich für die Massagetechniken und die genaue Zusammensetztung der angewanten Öle.
Danke und liebe Grüße
Brigitte
Liebe Eliane,
ein herzliches Dankeschön für deine Übersetzungsarbeit. Auch ich kann leider mit meinen Englischkenntnissen oft nicht genau genug übersetzen. Ich freue mich, dass Du uns aber trotzdem alle daran teilnehmen lässt.
Liebe Grüße
Sabrina
@ Brigitte: Ich wüsste von keiner kompletten Übersetzung. Aber gib doch ein paar Stichwörter in deiner Suchmaschine ein wie menthole swallowing reflex Ebihara zum Schluck-Artikel, so müsstest du an die gesamte Studie kommen und dann lässt du Google-Übersetzer drüber laufen lässt, verstehst du trotz des Kauderwelschs vielleicht die wesentlichen Dinge. Oder gib diese Adresse in dein Browserprogramm ein (oben in die Internetadressenzeile) http://www3.interscience.wiley.com/cgi-bin/fulltext/118552671/PDFSTART Geschwindigkeit deiner Leitung die Studie nach einer halben Minute oder so (da es sich um eine PDF-Datei handelt). Wenn du mit Firefox arbeitest, kannst du dort die Google-Übersetzungssoftware runterladen und dann darin benutzen. Oder du gehst auf http://translate.google.com und gibst dort sätzeweise oder abschnittsweise den Text des obigen PDF-Dokumentes ein.
Liebe Eliane,
herzlichen Dank für die wertvollen Tips !! werde ich gleich ausprobieren.
Und nochmal ganz besonderen Dank für Deinen interessanten, informativen und lehrreichen Blog!!
Brigitte
Liebe Eliane,
hatte in den letzten Tagen wenig Zeit in Ihren Blog zu schauen. Als ich gerade den Beitrag über Schluckprobleme gelesen habe, dachte ich, das kann ja wohl nicht sein. Genau damit beschäftige ich mich seit einer Woche. Dieses Problem ist bei meinem Vater ganz aktuell. Am Wochenende hatte er 39°Grad Fieber und hat ein Antibiotika bekommen.
Lavendel scheidet aus, da er davon Kopfschmerzen bekommt. Rosmarin denke ich ist zu stark für ihn. Mandarine wäre vieleicht ein Versuch wert.Mentholhaltige Pastillen lutschen, da ist mir die Gefahr des Verschluckens zu groß.
Ich denke gerade an warme Umschläge mit Pfefferminzhydrolat, oder vieleicht ein paar Spritzer Pfefferminzhydrolat in Mund und Rachen sprühen. Na ja, ich muss noch mal darüber nachdenken.
Auf jeden Fall ein herzliches Danke für diesen und natürlich auch alle anderen Beiträge.
Liebe Grüße
Kordula
Tolle Bericht- super interessant.Muß ich mal an unsere Logos(Neuroreha) weitergeben
Danke!!!!!
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