ZUM FINDEN VON THEMEN, DIE SICH NICHT IN DER SEITENLEISTE (RECHTE SPALTE) BEFINDEN, KÖNNEN SIE EIN STICHWORT IHRER WAHL IM WEISSEN FELD MIT DER KLEINEN LUPE, GANZ LINKS OBEN IN DER BLAUEN LEISTE, EINGEBEN!

Freitag, 14. November 2008

Jetzt schon an die Heuschnupfen-Saison denken

Vergangene Woche war bei unserem neuen Nachbarn ein gigantischer Bagger eingerückt, ich befürchtete, er wollte die wunderschöne Himalaja-Zeder der Vorbesitzerin umnieten, denn ich wusste von seiner Raumnot, sein Wohnmobil nicht unterstellen zu können. Ich erzählte ihm, wie wichtig das Holz dieses Baumes aus den höchsten Regionen dieser Erde (v.a. Nepal) in der Aromatherapie sei. Aber er wollte sie ohnehin stehen lassen... man hat nur haarscharf drumherum gebaggert und planiert. Dennoch teile ich meinen LeserInnen natürlich die Vorzüge dieses wunderbar samtig-holzig duftenden Ölers mit, des engen Verwandten der Atlas-Zeder [Cedrus atlantica (Endl.) Man. ex Carr.]. Dieser Methusalem unter den Bäumen kann weit über 1000 Jahre alt werden – es sind auch einzelne Prachtexemplare mit über 2000 Jahren bekannt – zudem ist die majestätisch wirkende Zeder einer der ganz großen und unübersehbaren Bäume. Ich nenne beide sehr ähnlichen Öle die "Stark-wie-ein-Löwe-Öle". Zedern sind übrigens mit den Kiefern, Fichten, Tannen und Lärchen verwandt, doch anders als bei jenen, werden nicht die Nadeln sondern die Holzstückchen destilliert, so dass es von besonderen Sesquiterpenen und deren Abkömmlingen geprägt wird.
Zedernöl wirkt stabiliserend und kräftigend, sowohl körperlich als auch im seelischen Bereich. Es stimuliert die Aktivität der Lymphgefässe, wirkt der Steinbildung entgegen und wird wegen seiner lipolytischen („fettauflösend“) Fähigkeiten Cellulitemischungen beigegeben.
Verblüffende Erfolge erzielt man mit einer rechtzeitig begonnenen Anti-Heuschnupfen-Maßnahme: Etwa acht Wochen vor Beginn der Pollenflugsaison verwendet man mehrmals täglich ein Dekolleté-Spray und fast alle Benutzer berichteten bislang von deutlich weniger Juckreiz, Schniefen und Augenbrennen. Es wird wie ein Raumspray, jedoch in Kopfnähe, versprüht, so dass man etwas davon einatmet.
In der Psycho-Aromatherapie hat das fast ewig haltbare Öl mit dem Thema „Präsenz im Hier und Jetzt“ zu tun, es unterstützt große und kleine Menschen, die sich mickrig und fehl am Platz fühlen. Es ist auch ein wertvoller Begleiter bei jeder Art von Wechsel und Neubeginn: Umzug, Schulwechsel, Partnerschaft, Beruf, Schwangerschaft. Der Inhaltsstoff Atlanton ist ein Sesquiterpenketon und kann nicht als schädigend bezeichnend werden, somit ist die Anwendung in der Schwangerschaft – im Gegensatz zu dem, was in vielen Büchern zu lesen ist – kein Problem. Die veralteten Warnungen kamen durch eine Verwechslung mit den amerikanischen „Zedern“ (Red Cedar) zustande, die vereinzelt neurotoxisch wirken können.
Ein Rezeptbeispiel, da bereits sehr viele Heuschnupfengeplagte überzeugen konnte:
50 ml Wodka
20 Tropfen Zypressenöl
10 Tropfen Zedernholzöl
2 Tropfen Melissenöl
Alles in einer Sprühflasche aus lichtgeschütztem Glas (Apotheke) gut verschütteln, vor jedem Versprühen immer wieder gut schütteln, da kein Emulgator die Mischung stören soll.

Donnerstag, 13. November 2008

Ätherische Öle und die internationale Gesetzgebung

Wer englisch kann, findet auf der Website von Aromaconnection unglaublich viele fundierte Hintergrundinformationen zu ätherischen Ölen, vor allem was die internationale Gesetzgebung momentan damit vor hat. Man kan auch deren Blog abonnieren.

Sexuelle Ausrichtung an Geruchsvorlieben erkennbar

Laut einer Studie spielt es eine Rolle bei der Partnerwahl, ob wir jemanden riechen können oder nicht. Die Vorliebe eines Körpergeruches ist nicht nur abhängig vom Geschlecht ist, sondern auch von der sexuellen Orientierung von „Empfänger“ und „Sender“. Mehr dazu auf Psychologie Heute (danke für den Link, Helge!)

Mittwoch, 12. November 2008

Britische ätherische Öle

So können britische Öle aussehen, mit Umkarton und Waschzettel. Heute gesehen bei Boots in Killarney. Leider ohne Duftproben. Boots ist eine riesige Drogeriemarkt-Kette aus Großbritannien, die vor einigen Jahren gründlich ausgebildete Aromatherapeutinnen eingestellt haben.

Dienstag, 11. November 2008

Aromatherapie-Forum auf XING


Gestern Nacht haben Helge Haibach und ich ein Diskussionsforum für Aromatherapie gestartet: "Aromatherapie - klinische und andere Anwendungsgebiete". Wir diskutieren unabhängig von Firmen, Schulen und Vereinen, möchten jedoch die Augen öffnen für höchstmögliche Qualität von Ölen, Ausbildungen und Anwendungen - jenseits von oberflächlichen Wellness-Trends. Fragen Sie, diskutieren Sie und erzählen Sie von Ihren Erfahrungen mit ätherischen Ölen. Und verraten Sie AnfängerInnen Ihre besten Rezepte! Das Mitmachen ist kostenlos, Sie müssen sich nur bei uns registrieren und können sich dann auch an anderen spannenden Xing-Foren beteiligen.

Montag, 10. November 2008

Vom Storch und dem Storchenschnabel

So langsam verabschieden sich nun auch die hartnäckigsten "Unkräuter" aus meinem herbstlichen Garten. An einer ganz bestimmten Ecke finden sich noch letzte Überbleibsel des Ruprechtskrauts, eine der eher stinkenden "Geranien" und eine wichtige Heilpflanze der Heiligen Hildegard von Bingen. Die verblühten Blütenstände sehen aus wie Storchköpfe. Daher der botanische Name "Pelargonie" (pelargos, der Storch).
In Zeiten, als der Storch noch die Babies vorbei brachte, mag diese Pflanze dem aufmerksamen Betrachter zugeflüstert haben, dass sie dem Storch auf die Sprünge zu verhelfen mag....
Genau das ist eines der Einsatzgebiete der nahen Verwandten, der fein rosenartig duftenden Rosengeranie (Pelargonium graveolens, P. odoratissimum, P. asperum). Das ätherische Öl wird aus den rauen Blättern gewonnen - für viele Menschen überraschend, wenn sie den verdünnten rosig-pudrigen Duft riechen (unverdünnt kann er je nach Firma sehr unterschiedlich riechen bis hin zu stinken).
Das Öl gehört neben Lavendelöl zu den ganz stark ausgleichenden Aromatherapeutika. Wann immer etwas aus der Balance geraten ist, sollte an dieses Öl gedacht werden. Das Wörtchen "zu" fällt dann gerne: zu müde, zu aufgekratzt, zu viel zu tun, zu langweilig. Alles ist irgendwie nicht mehr im Lot.
Der Hormonhaushalt ist ein extrem anfälliges und feines System, das schnell sauer auf Stress reagiert. Kein Wunder, in Stresssituationen des Urmenschen, als weg rennen oder kämpfen angesagt war, schaltete der Körper blitzschnell alle in diesem Moment unwichtigen Funktionen auf Sparflamme. In der heutigen Zeit, wo Stress selten etwas mit Überlebenskampf zu tun hat, reagiert der Körper jedoch immer noch wie vor zig tausend Jahren. So dass beim heutigen angespannten Lebenswandel immer häufiger das Reproduktionssystem in Mitleidenschaft gezogen wird... der Storch bleibt aus.

Samstag, 8. November 2008

Teebaum - gut studiertes Allzweckmittel

Was steht heute an? Es nieselt hier im Paradies und ich müsste einen Artikel über Aromatherapie in der Palliativpflege fertig stellen. Doch es steht noch der Umzug der Pflanzenkübel von draußen in die frisch gebaute, gestern vom Schreiner frei gegebene Veranda an. Meine Jungs haben sie schon längst längst als Skaterbahn (11 m lang) und Kickplatz eingeweiht! Doch Teebaum, Olivenbaum, Zitronenbaum und die vielen Aloes sollen auch dort einziehen!
Der Teebaum, auch Teatree oder Melaleuca alternifolia, kann zwar mit den irischen Wintertemperaturen auskommen, wir haben selten unter 3 Grad Celsius, doch sicher ist sicher. Zudem tut die Kälte seiner Frisur nicht gut, er startet dann immer ganz zerzaust ins Frühjahr und er muss muss doch fit sein, wenn im April der erste Kurs hier startet. Sein höchster Zweig reicht jetzt genau bis zu meinen Augen und überall dort, wo ich ihn beherzt beschnitten hatte, um in Kursen Teebaum-Tee vorzuführen (schmeckt grauslich!), wächst er besonders dicht und gift-grün.
Was diesem Myrtengewächs mit seinen Cousinen und Cousins gemeinsam ist: Sie sind extrem durstig. Mein erster Teebaum reagierte mit sofortigem Blätterfall und baldigem Ableben, als ich mal auf Reisen war und mein Mann ihn vergaß - obwohl ich die Pflanze genau deswegen sogar ins Schlafzimmer geschleppt hatte, damit er auch ja dran denkt!!!
Kaum eine Heilpflanze ist von Wissenschaftlern so durchleuchtet worden wie dieser australische "Ureinwohner". Aufgrund des drohenden Verbotes von Teebaumöl in Deutschland suchten engagierte Teebaumexperten wie Prof. Dietrich Wabner und Tony Burfield seriöse Studien raus, um EU-Politiker von der Unbedenklichkeit des Teebaumöles zu überzeugen. Sie kamen auf ganze 199 wissenschaftliche Papiere zum Thema.
Als medizinischer Laie kann man wohl ruhig davon ausgehen, dass ein seit Jahrtausenden erfolgreiches Therapeutikum, dass so mit drohenden Verboten konfrontiert ist, sicherlich sehr wirksam ist!
Doch es gibt, wie gesagt, auch genügend "scientific evidence", also wissenschaftliche Beweise. Man weiß beispielsweise recht genau, was an der Zellmembran von Staphylokokken und Pseudomonas-Bakterien passiert, wenn sie mit dem Öl in Berührung kommen. Ihre sie schützende und deren Innenleben regulierende Zellmembran gerät durcheinander.
In einer erst kürzlich veröffentlichten Studie konnte man wiederum zeigen, dass Bakterien bei ständigem Kontakt mit Teebaumöl (in geringen Konzentrationen) zwar nur leichte aber immerhin Resistenzen aufbauen [Changes in antibiotic susceptibility in staphylococci habituated to sub-lethal concentrations of tea tree oil (Melaleuca alternifolia). McMahon MA, Tunney MM, Moore JE, Blair IS, Gilpin DF, McDowell DA. Letters of Applied Microbiology 2008 Oct;47(4):263-8
Das bestärkt die ständige Betonung von Phytotherapie-KollegInnen und mir, dass man ätherische Öle möglichst nicht prophylaktisch anwenden sollte und auch nicht über viele Wochen.
Ein kleine Beobachtungsstudie konnte zeigen, dass bei einem Kind Warzen nach 12-tägiger Anwendung mit dem Öl komplett verschwanden [Successful topical treatment of hand warts in a paediatric patient with tea tree oil (Melaleuca alternifolia). Millar BC, Moore JE. Complement Ther Clin Pract. 2008 Nov;14(4):225-7
Das Öl wurde auch studiert bei der erfolgreichen Bekämpfung von Läusen und Milben. [An investigation and comparison of the bioactivity of selected essential oils on human lice and house dust mites. Williamson EM, Priestley CM, Burgess IF. Fitoterapia 2007 Dec;78(7-8):521-5]
Weil ich von engagierten Krankenschwestern immer wieder die Klage zu hören bekomme, dass verantwortliche Ärzte und Pflegedienstleitungen Beweise für die Verträglichkeit von aromatherapeutischen Anwendungen verlangen: Es gibt einen so genannten "Review" über die Toxikologie von Teebaumöl. Die mit Teebaum erfahreren Wissenschaftler kommen zu dem Schluss: "that adverse events are minor, self-limiting and occasional", das Öl hat also nur minimale, begrenzte und gelegentliche (unerwünschte) Nebenwirkungen [A review of the toxicity of Melaleuca alternifolia (tea tree) oil. Hammer KA, Carson CF, Riley TV, Nielsen JB. Food and chemical toxicology 2006 May;44(5):616-25]
Wie wir inzwischen wissen, reagiert es extrem schnell mit dem Sauerstoff der Luft und bildet dann für die Haut mehr oder weniger hautreizende und allergen wirksame Peroxide. Das lässt sich verhindern, indem man kein Discounter-Öl kauft, sondern verlässliche Qualitäten in kleinen Fläschchen, die bald aufgebraucht werden (würde eigentlich jemand auf die Idee kommen, Wurst wochenlang aufzuheben und dann nach Verzehr mit durchschlagenden Folgen die miese Verträglichkeit von Wurst anprangern???). Wenn wir das also wirklich peinlich genau beachten, haben wir mit Teebaumöl ein Erste-Hilfe-Produkt für viele missliche Lebenslagen an der Hand: kleine blutende Verletzungen, Halsschmerzen, Warzen, Lippenbläschen, Genital- und Fußpilz, Akne und vieles mehr.

Freitag, 7. November 2008

Die mühsame Gewinnung von Sheabutter - reine Frauensache

Shea(butter) oder in den französischsprachigen Ländern West-Afrikas Karitébutter (Vitellaria paradoxa C.F. Gaertn., Sapotaceae) ist eines der erfolgreichsten Kapitel der Naturkosmetik und Aromatherapie der letzten zehn Jahre.
Dieser in ganz West-Afrika (Burkina Faso, Mali, Ghana u. a.) wild wachsende, bis zu 15 Meter hohe Baum, trägt vier Zentimeter große, pflaumenartige Früchte, deren Nüsse bis zu 50 Prozent dieses wertvollen Fettes enthalten. Es wird sowohl für kosmetisch-pflegende Zwecke eingesetzt als auch als Lebensmittel sowie als Brennmittel (à la Petroleumlampe). In der INCI-Deklaration auf Kosmetik wird es immer unter dem alten botanischen Namen Butyrospermum parkii aufgelistet. Es wird vor allem in Burkina Faso seit Jahrhunderten als Nahrungs- und als Schönheitsmittel verwendet, auch als Lichtquelle in Form von Kerzen und zur Massage Neugeborener spielt es eine wichtige Rolle, darum vermutlich der Name sii, was in der lokalen afrikanischen Sprache heilig bedeutet.
Die extrem mühsame Gewinnung des auch Galam-Butter genannten Fettes ist traditionell Frauendomäne, die sich vielerorts durch die Popularität dieses ungewöhnlich hautpflegenden Naturproduktes eine bescheidene finanzielle Unabhängigkeit sichern konnten; Männer „dürfen“ den Baum nicht berühren. Seit jedoch der weltweite Bedarf kontinuierlich steigt, müssen sie bisweilen Abgaben an die Männer ihrer Dörfer machen - es ist fast eine Art Zuhältertum entstanden - so dass sich kritische europäische für Fair Trade-Produkte entscheiden sollten, wo diese Form der Ausbeutung zumindest etwas kontrolliert wird.
Ein junger Baum trägt erstmals nach 15 Jahren Früchte, die von April bis September geerntet werden können. Pro Baum können bis zu 20 Kilo anfallen, was maximal anderthalb Kilo Sheabutter ergibt. Je nach Herkunftsland und Gewinnungsverfahren kann das Endprodukt erhebliche Unterschiede in Konsistenz, Geruch und Farbe aufweisen. Europäische und amerikanische Firmen importieren oft die Nüsse und pressen das Fett selbst.
Auf Youtube kann man etliche Filmchen zur Gewinnung dieser heiligen und wertvollen Butter anschauen, die Ton-Qualität von einigen ist kaum zu ertragen, doch selbst die nicht immer scharfen Bilder lohnen sich und geben uns trägen "zivilisierten" Menschen einen Eindruck über dieses mühsame Geschäft. Hier zwei recht professionell hergestellte Videos, eines auf französisch, eines auf englisch, beide über die Gewinnung des Fettes in Burkina Faso. Ein Film aus Senegal ist auch sehr informativ.
Das Besondere an dieser gelblichen, etwas nussig-säuerlich riechenden Masse ist ihr hoher Anteil an Unverseifbarem (lässt sich bei der Herstellung von Seife nicht verseifen und bleibt als Rückstand zurück). Sheabutter kann bis zu 11 Prozent davon enthalten (Avocadoöl bis zu 6 Prozent, Sesamöl bis zu 1,5 Prozent, Olivenöl bis zu 1,2 Prozent), weshalb sie eine ideale Beigabe zu jeder Fette-Öle-Mischung ist. Somit stellt das Unverseifbare in der Sheabutter eine ungewöhnlich hoch konzentrierte Substanz zum Geschmeidigmachen auch von ganz trockener und gereizter Haut dar. In Pflegeprodukten schätzt man auch die feuchtigkeitsbindende Wirkung auf die Oberhaut. Und HundebesitzerInnen, deren Liebling oft an wehen Pfoten leidet, beispielsweise im Winter durch Salz aus den Wegen, werden mit Sheabutter eine überraschende Tierkosmetik zur Hand haben.
Bei der Behandlung von Narben beobachtete man eine Zunahme der Elastizität des Gewebes. Dieses Unverseifbare kann man deshalb auch in isolierter Form erwerben.
Sheabutter beschleunigt Heilungsprozesse (enthält Allantoin), schützt den Feuchtigkeitshaushalt der Haut und ist ausgezeichnet verträglich. In Europa erhält man sie meistens als schonend raffiniertes Produkt, sie ist dann schneeweiß und fast geruchsneutral.
Eine kosmetisch noch interessantere Variante stellt die selten erhältliche ostafrikanische Sheabutter aus Vitellaria paradoxa ssp. niloticum dar, sie ist ein geschmeidigerer und fast geruchsfreier oder leicht vanilleartig duftender Kosmetikzusatz, sie ist erhältlich bei Ronald Reike, der auch sonst hoch interessante Rohstoffe für die Naturkosmetik anbietet: http://www.naturrohstoffe.de/shop_oele_basisoele.php.
Als Zugabe zu fetten Ölen lässt man sie schonend schmelzen, beispielsweise auf der Heizung oder im Wasserbad, und gibt sie dann dem Öl zu. Wenn man sie zu 50 Prozent zugibt, erhält man eine vorzügliche weiche Nasen- und Brustsalbe. Für Cremes gegen Schwangerschaftstreifen und für Lippenbalsam darf die Konsistenz etwas fester sein, ein Beispiel für eine schnelle Salbe: 20 Gramm Sheabutter mit 10 ml Jojobalöl in einem ganz sauberen kleinen Marmeladen-Schraubglas auf der Heizung zusammen schmelzen. Mit ganz sauberem Löffelchen etwas umrühren, mit circa 10 bis 15 Tropfen ätherischen Ölen beduften und einige Stunden fest werden lassen. Bei Erkältungen je 5 Tropfen Cajeput, Ravintsara und Thymian Ct. Linalool, bei rauhen Lippen je 2 Tropfen Mandarine rot, Grapefruit und Benzoe, dazu 10 Tropfen Vanilleextrakt (in Alkohol). Zur Vorbeugung von Schwangerschaftstreifen je 5 Tropfen Lavendel, Weihrauch und Mandarine. Gegen Cellulite je 5 Tropfen Zypresse, Orange, Wacholder und Kaffee-CO2-Extrakt (erhältlich bei Feeling) und statt Jojobaöl wirkt noch besser das kostbare Centella-Mazerat (auch genannt Brahmi, Tigergras, Gotu Cola), erhältlich bei Maienfelser. Tolle Rezepte und prima Informationen rund um Naturkosmetik zum Selbermachen gibt es bei Heike Käser http://www.olionatura.de
Bei Franz Thome aus Hamburg kann man unterschiedliche Qualitäten zu enorm günstigen Preisen bestellen, seine Frau ist aus Ghana und er unterstützt mit seinem kleinen Direkt-Import seine Schwiegerfamilie.

Vanille - schöne Reise auf informativer DVD

Es nahen ungemütliche Wochenenden, man kann sich nicht so recht für das Fernsehprogramm erwärmen, plant jedoch entspannende Novemberabende auf dem Sofa. Also dringend ein paar herzerwärmende Duft-DVDs bestellen und mit den Reportern von der Neuen Züricher Zeitung in die weite bunte Welt reisen. Und dabei noch lernen! Ich liebe den Film über die Herstellung von Vanille, mein Lieblingsduft. Man sieht tolle Landschaften, die Mühsal der Gewinnung, man lernt auch einiges über ökologische Probleme und Arbeitsbedingungen der engagierten Menschen, die uns mit Wohlgerüchen versorgen. Sehenswert sind ist auch die DVDs "Vom Kakao zur Schokolade" und "Rose" sowie ganz beeindruckend "Parfum", auf der sich spannende Interviews mit Parfumeuren wie Roman Kaiser und inspirierende Bilder von Grasse befinden.

Donnerstag, 6. November 2008

Schweben auf des Adlers Schwingen

Heute kam ein "Care-Paket" aus Deutschland, wunderbare Naturkosmetik, ohne die ich nicht gerne auskommen möchte. In einer wunderschönen Rosenserviette lag dazu ein Geschenk an mich. Drei unscheinbare Stückchen eines dunkel-gefleckten Holzes, vielleicht 20 Gramm schwer. Da ich gerade am Vorabend Sägemehl und Holzstückchen von der Baustelle unserer Veranda zusammen gekehrt hatte, musste ich schmunzeln: Diese Holzstückchen hätte jeder andere mit in den Feuerholz-Korb gegeben.
Dann wären jedoch viele zig Euro mit verbrannt. Vielleicht wäre nur ein eigenartiger Duft aus unserem geschlossenen Bollerofen entwichen. Denn es handelt sich um Adlerholz, Aquilaria malaccensis Lam. [früher: Aquilaria agallocha Roxb.], dessen beste Qualitäten einen höheren Grammpreis als Gold erzielen. Das ätherische Öl ist nur bei gut sortierten Firmen erhältlich, inzwischen meistens verdünnt. Das daumennagelgroße Fläschchen hat mich vor Jahren bereits ein kleines Vermögen gekostet!
Dieses auch unter dem geheimnisvoll klingenden Namen Oud bekannte ätherische Öl ist sicherlich auch der ungewöhnlichste Duft, den wir für die Aromatherapie zur Verfügung haben. Gleichzeitig ist es eines der teuersten ätherischen Öle der Welt: 1 ml kostet je nach Firma 70 Euro und mehr. In der Bibel wird diese Pflanze unter oft unter dem Namen Aloeholz oder Aloth (Agarwood) als Kostbarkeit erwähnt.
Der begehrte Duftstoff kann nur gewonnen werden, wenn dieser bis zu 40 Meter hohe Tropenbaum aus der Familie der Seidelbastgewächse (Thymelaeaceae) von einem Pilz (u. a. Aspergillus niger) befallen wird und wenn anschließend über Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte entsprechende Abwehr- und/oder Heilungs-Reaktionen im Holz stattfinden, die zur Absonderung dieses schweren rauchig-erdigen Duftstoffes führen. Spezialisierte Duftstoffjäger dringen immer tiefer in die Regenwälder Vietnams, Kambodschas, Koreas oder von Laos ein, um infizierte Bäume zu finden. Dabei werden auch (noch) nicht-infizierte Bäume zerstört, da man den Befall nicht unbedingt von außen sieht.
Da das heiß begehrte Agarwood sowohl für die Herstellung von hochwertigem japanischen Räucherwerk unentbehrlich ist als auch – bis zur Erfindung des pharmazeutischen Produktes – als hoch wirksames pflanzliches „Viagra“ galt, muss Aquilaria malaccensis und auch etliche andere Aquilaria-Arten als fast ausgerottet eingestuft werden. Ausführliche Informationen dazu (in englisch) vom britischen Nachhaltigkeitsspezialisten Tony Burfield von Cropwatch.
Aufzucht der Bäume in Plantagen und die Infektion durch Menschenhand haben noch nicht zu befriedigendem Ersatz geführt, der Faktor Zeit kann eben nicht beschleunigt werden. Zudem kann man die Bäume nicht "einfach so" mit dem Pilz "impfen", nur 10 Prozent der Bäume erzeugen diese harzartige Substanz.
Aus den Holzstückchen von infizierten und gereiften Bäumen wird mit Wasser eine Maische gebildet und diese dann - oft vor Ort mitten im Wald - destilliert.
Wenige ätherische Öle berühren Menschen so tief wie dieser Duft. Er hat so viele Facetten wie Inhaltsstoffe, die meisten davon im Einprozent-Bereich oder gar weniger. Die Beschreibungen reichen von verbrannt, modrig, erdig über pudrig, balsamisch, warm-einhüllend. Ich habe ihn in meinem zweiten Buch "Das Zugang-zur-Tiefe-der-Seele-Öl" genannt. Eine meiner Kursteilnehmerinnen brach in der Sekunde des ersten Schnupperns an diesem Duft in Tränen aus. Nach einer Räucherung mit "Eaglewood" passieren in Träumen oft seltsame oder wenigstens auffällige Dinge. Euphorie und Hochgefühle (Fliegen wie ein Adler) ergreifen manche Menschen, je nachdem, in welchem Seelenzustand sie sich gerade befinden.
Schon auf Grund des hohen Preises ist Adlerholz kein Alltagsöl, es wird wohl auch kaum für die körperlichen Indikationen wie Krampfadern und Hämorrhoiden eingesetzt werden. Es schenkt einem vielmehr eine kleine Auszeit aus dem Alltagstrott, es führt in einen Besinnungsmoment auf das Wesentliche und kann als Verwöhnöl für sich oder seine(n) Liebste(n) das sprichwörtliche Hohe Lied der Liebe olfaktorisch untermalen. Dafür verdünnt man es maximal 0,5-prozentig und mischt es mit feinen Lieblingsölen wie Champaca, Jasmin oder Vanille in Jojobaöl. Oder ganz biblisch mit Myrrhe, Weihrauch und Rose sowie jeweils einer Spur Kalmuswurzel und Cassiazimt. Eine solch biblisch inspirierte Mischung kann man in Deutschland als Körperöl oder auch pur für die Räucherlampe bei Professor Wabner's Ätherische-Öle-Firma Wadi erwerben.
In Japan, dem eigentlich recht westlich orientierten Land, spielt die Räucher-Zeremonie des Duft-Lauschens noch einen hohen Stellenwert: Kodo. Sie ist ohne Adlerholzduft nicht denkbar. Die abgebildeten Räucherstäbchen der Firma japanischen Traditionsmanufaktur Shoyeido duften deutlich nach Oud und laden zur Achtsamkeit und Sparsamkeit ein: Das Päckchen hat mich mal fast 60 DM gekostet! Aber sie sind es wert, man benötigt ohnehin nur wenige Zentimeter für einen wundervollen Duft im Zimmer.
Wer englisch lesen kann, sollte sich auf folgenden zwei Websites die Artikel über die Hintergründe der Gewinnung von Adlerholz lesen: Trygve Harris, ein Fachfrau für erlesene ätherische Öle aus New York berichtet über eine Reise in die Adlerholz-Wälder und zeigt auch sehr informative Fotos. Der Duftexperte und Indien-Reisende Christopher McMahon beschreibt auf seiner sehr informativen Website den Duft und alles Drumherum auch ausführlich.
"Narde und Safran, Kalmus und Zimt, mit allerlei Bäumen des Weihrauchs, Myrrhen und Aloe mit allen besten Würzen." Hohelied 4:14