ZUM FINDEN VON THEMEN, DIE SICH NICHT IN DER SEITENLEISTE (RECHTE SPALTE) BEFINDEN, KÖNNEN SIE EIN STICHWORT IHRER WAHL IM WEISSEN FELD MIT DER KLEINEN LUPE, GANZ LINKS OBEN IN DER BLAUEN LEISTE, EINGEBEN!

Donnerstag, 30. Juli 2009

Dornenreicher Artikel in der FAZ


Wer den sehr stimmungsmachenden Artikel in der FAZ "Keine Rose ohne Dornen" von Susanne Donner am Anfang des Monats noch nicht gelesen hat, sollte ihn sich hier über diesen Link auf der Zunge zergehen lassen. [Allerdings habe ich eben fest gestellt, dass es eine offene und eine zu bezahlende Version gibt.] Öle-Fachmann Prof. Dr. Wabner wird genau so angegriffen (allerdings sehr durch die Blume) wie natürliche Duftstoffe. "Verlässlichen" im Labor hergestellten Molekülen wird der Vorzug gegeben.

Mittwoch, 29. Juli 2009

Nachhaltige Omega-3-Versorgung


Ich hatte an anderer Stelle bereits über die Wichtigkeit einer regelmäßigen Zufuhr an Omega-3-Fettsäuren geschrieben. In der Presse wird oft behauptet, dass dies nur mit Fischölen möglich sei. Das ist jedoch nicht korrekt, neben dem einheimischen Leinsamenöl stehen und einige pflanzliche Öle zur Verfügung, welche weder fischig-tranig schmecken (sofern sie frisch sind) und die nachhaltig aus rasch nachwachsenden Pflanzen gewonnen werden. Zudem greift diese Art der Gewinnung nicht in das mittlerweile sehr wacklige Ökosystem der Meere ein.

Eines davon ist das Öl der Samen der in Mexiko ganz populären Nahrungspflanze Salvia hispanica. Chiasamen enthalten knapp 40 Prozent Chiaöl, 18 bis 23 Prozent hochwertiges Protein und Vitamin A, Niacin, Thiamin, Riboflavin sowie die Mineralien Kalzium, Phosphor, Kalium, Zink und Kupfer. Dazu Antioxidantien und reichlich Ballaststoffe, die in Wasser teilweise zu Schleim werden. Das in Deutschland noch ziemlich unbekannte Samenöl wird aus den 2 mm langen Samen einer mexikanischen Salbeiart durch CO2-Extraktion gewonnen. Bereits die Azteken und andere Völker Mittelamerikas bauten Chia an, dessen Blätter als Gewürz benutzt wurden, die Samen wurden geröstet und zu Mehl verarbeitet in Pfannkuchen genossen. Sie enthalten 20 Prozent Proteine mit einem besonders hochwertigen Aminosäurespektrum, mehr als Weizen, Hafer und Gerste. Chiasamen-Öl enthält mehr als 60 Prozent wertvoller Omega-3 Linolensäure, einem der höchsten Gehalte im Pflanzenreich. Es ist darum ein ideales Nahrungsergänzungsmittel für Vegetarier, da die meisten Omega-3-Kapseln mit Fischölen einen mehr oder weniger unangenehmen Nachgeschmack verursachen.
In der Hautpflege eingesetzt, verbessert das kostbare Öl die Elastizität der Haut und ist auch zur Behandlung angegriffener Schleimhäute geeignet. Es hat entzündungshemmende Eigenschaften und ist ein sehr gut verträgliches und allergenfreies Öl. Innerlich eingenommen hat dieses Öl, wie alle omega-3-reichen Pflanzenöle, antientzündliche und antithrombotische (blutverdünnende) Eigenschaften, es pflegt somit die Blutgefäße. Erhältlich ist das WERT-volle Öl - ein paar Tropfen täglich auf Müsli oder Salat genügen - bei Ronald Reike und bei Maienfelser. Es ist nach dem Öffnen nicht allzu lange haltbar, in unserer kühlen Speisekammer bemerkte ich den leicht tranigen Geschmack der oxidierten Linolensäure nach circa einem halben Jahr. Danach wird das Öl schnell bitterer und auch stinkender - ähnlich wie Leinöl, es sollte dann nicht mehr verwendet werden. Also: zügig-regelmäßig einsetzen! Foto Samen: wikipedia · Paul Henjum

Mittwoch, 22. Juli 2009

Duftender Pfeifenputzer


...oder Flaschenbürste, wie dieser momentan blühende aromatische Strauch aus der Familie der Myrtaceae auf englisch heißt (bottlebrush), sein wissenschaftlicher Name lautet (noch) Callistemon (schöne Staubblätter, Betonung auf dem i). 


Der australische Strauch wird seit 2007 eher den Melaleucas zugeordnet, anscheinend sind sich Botaniker jedoch noch nicht so ganz darüber einig. Er sieht dem Teebaum ganz stark ähnlich, Teebaum blüht fast genau so aussehend wie die gelbe Variante (C. pallidus, Abbildung unten). Die ledrigen Blätter vom Pfeifenputzer schmecken und riechen stark nach Eukalyptus. 


Die Samenkapseln vom Vorjahr bilden urige Gebilde am Strauch. Je nach Art enthalten die spitz zulaufenden Blätter 60 bis 80 Prozent 1,8-Cineol. Dazu mal etwas mehr und mal etwas weniger als 10 Prozent alpha-Pinen. Phellandren, Limonen und Terpineol sind um die 5 Prozent enthalten.


Das ultra-seltene ätherische Öl aus den Blättern wirkt antibakteriell gegen unterschiedliche Bakterienstämme [Ovedeji OO & al: Chemical composition and antibacterial activity of the essential oils of Callistemon citrinus and Callistemon viminalis from South Africa. Molecules 2009 14(6):1990-1998], antimykotisch und sogar gegen Würmer (anthelmintisch) [Garg SC und Kasera HL: Anthelmintic activity of the essential oil of Callistemon viminalis. Fitoterapia 53, 5/6:179-181 1982]
Bei den untersuchten Ölepflazen handelt es sich meistens um  Callistemon lanceolatus (Syn. C. citrinus) und C. viminalis.

Dienstag, 21. Juli 2009

Rosenduft aus der Retorte


Wer schon Hydrolate benutzt hat weiß, dass sie - sofern sie weder mit Weingeist noch mit irgendwelchen Chemikalien versetzt sind - relativ kurz haltbar sind. Je nach Pflanze, Herstellungsart und Umgang mit dem Pflanzenwasser beträgt die Haltbarkeit zwischen drei Monaten und drei Jahren (selten auch länger - bei Hydrolaten aus Kupferdestillen). Ich verwende fast nur Rosenhydrolat und kaufe es immer im Liter. Manchmal erreicht mich die neue Lieferung, wenn noch ein Rest in der angebrochenen Flasche ist. Dieser wandert immer ins Bügeleisen - als Duft-Dampf.
Eine Haupt-Komponente des typischen Rosenduftes ist der "Rosen-Alkohol" Phenylethanol. Er wirkt sanft narkotisierend/schmerzlindernd auf bestäubende Insekten und auf Menschenhaut. Je nach Produkt ist sein Anteil unterschiedlich hoch, im Rosenabsolue ist viel davon enthalten, im Destillat wenig, im Hydrolat wieder viel.


Man kann Phenylethanol auch synthetisch herstellen:
  • Man erhitzt Braunkohleteer auf 110 Grad Celsius (230 Grad Fahrenheit).
  • So entsteht Toluol/Toluen (Bestandteil von Benzin).
  • Das Toluol wird mit Chlor behandelt und es entsteht Benzylchlorid
  • Aus einem Zusammenspiel von Benzylchlorid mit Potassiumzyanid entsteht schließlich 2-Phenylethanol, der Rosenduftstoff, der auch in Nelken, Hyazinthen und Geranien zum feinen Duft beiträgt.
Die perfekte Transformation aus Gestank in Duft, von Giftigkeit in Verträglichkeit. Oder doch nicht?
(Killheffer, T, Synthetic Perfumes, Popular Science Encyclopaedia, Vol 10: 229-34).

Samstag, 18. Juli 2009

Süßer Jasminduft


Offiziell darf man bei einem Umzug nach Irland bestimmte Pflanzen wohl nicht ins Land bringen (es handelt sich aber vermutlich um bewusstseinverändernde Drogen-Pflanzen). Mein Jasminum sambac musste vor neuen Jahren aber auf alle mit auf die Reise gehen. "Versteckt" in einem Küchenschrank im Umzugswagen. Die Packer hatten vollstes Verständnis für mich, als ich mich nicht von einigen Pflanzen trennen wollte und verhalfen meinen grünen Freunden zu einem guten Plätzchen zwischen dem Mobiliar.
Und nun wächst und wächst dieser pflegeleichte Jasmin jedes Jahr ein Stück mehr, inzwischen hat er über zwei Meter lange Ranken und sie wären auch noch viel länger, würden nicht die sechs Wellensittiche (zeitweise auch mehr), die mit ihm unser unbeheiztes Gewächshaus sommers wie winters teilen, nicht ständig an den festen rundlichen Blättern und den leicht holzigen Ranken knabbern. Und jedes Jahr grüßt er mit unzähligen süß-blumig-schwül duftenden weißen Blüten. Heute ging es los, fast als Ablösung unserer drei Manukastäucher, die nun ihre letzten paar Blütchen zur Sonne recken. Eine unglaubliche olfaktorische Pracht, noch viel schöner als das entsprechende ätherische Öl, welches ja auch schon klasse ist. Die Pflanze hatte ich vor über 10 Jahren bei Rühlemanns bestellt (wo sonst!!!).

Freitag, 17. Juli 2009

Rundgang


Ich war letzte Woche zu Besuch bei Maienfelser Naturkosmetik, gleichzeitig Anbieter eines der größten Sortimente an ätherischen Ölen weit und breit. Der idyllische Ort Maienfels gehört zu Wüstenrot, irgendwo in der tiefsten Pampa hinter Heilbronn. Reine Luft und Natur pur weit und breit. Leider grässliches Wetter und ein kranker Chef, der mich trotzdem empfing.


Gleich am Eingang ein wunderschöner Kräutergarten.


Haus und dazu gehörige Gebäude samt riesiger Regenwassersammelanlage sowie die terrassierten Beete sind alle in einen Hang gebaut.


Dort unten entsteht eine 1000-Literdestille samt Platz für größere Seminargruppen. Am (sonnigen) Hang reift Johanniskrautmazerat.


Seminarraum für kleine Gruppen und Herr Lindenmann.


Ein Ausschnitt aus dem Ölesortiment und die Möglichkeit auch für eine sehr erfahrene Häsing noch völlig unbekannte ätherische Öle zu entdecken.


Das Klassiker-Buch von 1899 darf nicht fehlen!


Keiner bietet wohl im deutschsprachigen Raum so exotische fette Öle an. Oder kennt ihr das Öl aus den Nüsschen rund um die Erdbeere?


Trennen von frisch destilliertem blauem Kamillenöl und dem Hydrolat. Für diese Menge Öl, schätzungsweise 10 ml, haben einige Leute 12 Stunden lang geerntet!

Der Destillationsraum mit einer 500-Liter-Destille und zwei kleineren Kupfermodelle. Die Hydrolate aus Kupferdestillen sind mikrobiologisch lange haltbar.

PS Der tolle Katalog ist in neuer Auflage erst in einigen Wochen erhältlich.

Montag, 13. Juli 2009

Die Erde ist eine Scheibe und Pflanzen sind dumm wie Bohnenstroh


Seit Mai wird ein erbitterter Kampf unter Botanikern auch in den öffentlichen Medien ausgefochten. Es geht nicht nur um das Wort "Pflanzenneurobiologie" sondern auch um die Konsequenzen, die dahinter stecken. Unter anderem immer wieder die alte Frage: "Sind Pflanzen intelligent?".
Einige Forscher vergleichen diverse Zellstrukturen und ihre Reaktionen auf die Umwelt mit den nervlichen Möglichkeiten, die Tier und Mensch zur Verfügung haben. Sie haben nachweisen können, dass in der Pflanze so genannte Aktionspotenziale ausgelöst werden können, bislang laut Lehrmeinung nur möglich bei Kreaturen mit Nervensystem.
Der Forscher Eric Brenner vom Botanischen Garten in New York konnte nachweisen, dass sich diese "Nervenimpulse" über 30 Zentimenter weit innerhalb einer Sonnenblume ausbreiten können. Er ist sich sicher, dass Pflanzen als Gesamtorganismus auf Umweltreize reagieren können, und nicht - wie bislang angenommen - nur in einzelnen voneinander getrennten Bereichen. Er und seine Forschergruppe wollen das Informationsnetzwerk innerhalb von Pflanzen entschlüsseln.
Nicht nur er sondern auch einige andere aufgeschlossene Wissenschaftler werden darum für esoterisch oder sonstwie "verwirrt" erklärt: In einem Brief im Fachblatt Trends in Plant Biology (Bd.12, S.135, 2007) drückten kürzlich über dreissig Wissenschaftler - unter anderem David Robinson vom Heidelberger Institut für Pflanzenwissenschaften und Gerhard Thiel von der TU Darmstadt ihre Bedenken und ihre Verärgerung aus.
Die Pflanzenneurobiologen wünschen sich von den Kritikern, dass sie weniger dogmatisch sein sollten. "Der Begriff Plant Neurobiology ist eine Metapher", erläutert Anthony Trewavas, ein Pflanzenneurobiologe der Uni Edinburgh. Auch Frantisek Baluska und Dietmar Volkmann von der Uni Bonn sind der Meinung, dass Metaphern sehr nützlich sein können, denn sie öffnen den menschlichen Geist für erweiterte Denkansätze. Sie wünschen sich, dass man auf eine neue Art und Weise über Pflanzen nachdenkt.
Seit zwanzig Jahren untersuchen sie, wie Pflanzen auf Signale aus deren Umwelt reagieren, insbesondere im Wurzelbereich. "Wir wissen, dass Pflanzen unter der Erde intensiv miteinander kommunizieren", sagt Dieter Volkmann. "Sie reden miteinander und auch mit bestimmten Pilzen. Dieses unterirdische Kommunikationsnetz ist mindestens so gross wie das World Wide Web, es ist ein riesiges dynamisches Netz."
"Diese Arbeitsweise unterscheidet sich kaum von einem Gehirn in der Tierwelt", meint Baluska. Im Pflanzenreich gäbe es also eine dem Nervensystem vergleichbare Struktur. Sie hat die gleichen Aufgaben, ist aber ganz anders aufgebaut.
Selbst der sehr viel zurückhaltendere Botaniker Hubert Felle von der Universität Gießen, der seit Jahren elektrische Aktivitäten in pflanzlichen Zellkulturen misst, bestätigt, dass Pflanzen elektrische Signale benutzen, um auf die Außenwelt zu reagieren. Diese Signale befähigen Pflanzen auf Feinde wie Blattläuse oder Raupen mit Abwehrmechanismen zu reagieren.
Besonders spannend ist die Kommunikation der Pflanzen - auch mit Tieren - mit Hilfe von Duftstoffen. Sie sind sozusagen die Buchstaben eines ungeheuer komplexen Alphabets. Wenn beispielsweise bestimmte Raupen Tomatengewächse angreifen, bilden sie einerseits Abwehrstoffe, aber mit dem Duftstoff Methyljasmonat warnen sie gleichzeitig ihre Nachbarpflanzen. Dieser Duftstoff ist in der Parfümindustrie nicht nur bekannt sondern auch äußerst beliebt.
Kiefern "erkennen" den Kleber der gefährlichen Kiefernblattwespe, deren Larven ganze Wälder kahl fressen können, und "rufen" bald nach deren Eiablage eine andere Wespenart, welche die Eier schädigt. Diese "Buschtrommel" erfolgt mit dem Ätherisch-Öl-Duftstoff trans-beta-Farnesen und nur die "gute" Wespe versteht den "Hilferuf", selbst wenn er aus bis zu zwei Kilometern Entfernung ausgesendet wird.
Ähnlich macht es (naturbelassener) Mais: Wird er von Raupen angefressen, sendet auch er Moleküle aus, welche Schlupfwespen anlocken. Diese legen Eier in die Raupen und die sich daraus entwickelnden Larven fressen die Raupen von innen auf! Nordamerikanischer Mais lockte in guten alten Zeit noch mit Hilfe von beta-Caryophyllen, das uns von ganz vielen ätherischen Ölen bestens vertraut ist, die für ihn wichtigen Fadenwürmer an. Deren Job ist es nämlich, den für die Maispflanze fatalen Maiswurzelbohrer in Schach zu halten.
Diese Abwehrmechanismen kosten die Pflanze jedoch viel Energie und auch Zeit: Sie wachsen in solchen Abwehrsituationen weniger. Das mag aber die moderne Landwirtschaft gar nicht, alles muss schnellstens und scheinbar effizient vonstatten gehen. Und so werden Pflanzen diese altmodisch anmutenden und wachstumshemmenden Kommunikationmechanismen erstens weg gezüchtet. Zweitens leiden die grünen Wesen erheblichen unter Smog, Ozon und sonstwie verschmutzter Luft, denn ihre "Buschtrommeln" sind auf das saubere Transportmedium Luft und Wind angewiesen. Zudem "schwitzen" Pflanzen als Reaktion auf Sitzestress Isopren aus (ein halbes Monoterpenmolekül), welches stärker als die chemisch-duftenden "Hilferufe" riecht, welche die Nützlinge sowie andere "angesprochene" Pflanzen dann nicht mehr vernehmen können.
Und so kommen kommen unsere grünen Freunde und Freundinnen ohne die kostspielige Unterstützung der Agrargifte nicht mehr aus. Was diese Industrie natürlich auch hoch erfreut, denn ihre Umsätze können sich sehen lassen: 2007 machte allein ein Agrargifte-Riese 5,8 Milliarden Euro Umsatz. Mit dem innovativen Wirkstoff Clothianidin, der in diversen Produkten enthalten ist, setzte man immerhin 600 Millionen Euro um. Klar, dass einem das energieraubende "Gequatsche" der Pflanzen nur Konkurrenz macht und ausgeknipst werden muss.
Die Hoffnung, dass Pflanzen böse Absichten von geldgierigen Menschen mit ihren eigenen Giftstoffen rächen, habe ich freilich nicht. Auch wenn der Forscher Axel Mithöfer vom Max-Planck-Institut für Chemische Ökologie in Jena aufdecken konnte, dass Limabohnen aus Südamerika auf die raspelnden Kaubewegungen ihrer Feinde, den Baumwolleulenraupen reagieren können. Man baute einen Roboter-Wurm namens MecWorm, der am Bohnenlaub knusperte. Das beeindruckte das Leguminosengewächs nicht die Bohne. Erst das Nachahmen eines ganz bestimmten Kautaktes der gefräßigen Raupe ließ die Pflanze reagieren.
Die Rache der Pflanzen ist subtiler und betrifft leider vor allem die Unschuldigen: Babys und Kinder, deren Immunsystem oft nicht mit den veränderten Strukturen der Pflanzen umgehen kann. Was uns bleibt: möglichst nur echte und ehrlich zertifizierte Bioware aus der eigenen Region, am besten aus dem eigenen Garten, als LEBENSmittel verwenden. Und der vollständige Verzicht von billig-abstoßendem Agrargiftgiganten-Fraß vom Discounter. Fangen wir heute damit an!
Mehr zum Thema im Buch von Florianne Koechlin: Pflanzenpalaver. Belauschte Geheimnisse der botanischen Welt. Und in der Ausgabe Juni 2009 von natur + kosmos.

Sonntag, 12. Juli 2009

Karottensamen


Momental blühen auf fast allen einigermaßen intakten Wiesen die wilden Karotten. Aus den entstehenden Früchten (=Samen) wird eines hautpflegendsten ätherischen Öle destilliert.


Es duftet zwar nicht umwerfend, darum ist das Öl auch bei vielen Firmen verschwunden, zu ladenhüterig, doch es lässt sich hervorragend mit Lavendel und anderen hautpflegenden Ölen kombinieren. Es ist eines der hautregenerierendsten ätherischen Öle, da es sehr reich and milden und entzündungshemmenden Sesquiterpenverbindungen ist.

Montag, 6. Juli 2009

Körbchen mit wertvollem Rhizom


Das ist auch ein Körbchen voller Blüten.


Es ist die Blüte der fast 2 Meter hohen Alantstaude Inula. Möglicherweise Inula helenium, aber so genau weiß ich das nicht mehr, vielleicht auch Inula graveolens, sie sehen zum Verwechseln ähnlich, habe ich mir sagen lassen.


Alant ist mit der Sonnenblume verwandt, das sieht man.


Das ätherische Öl wird aus dem dicken Rhizom destilliert. Wenn man in die frische Wurzel beißt, duftet sie wie Irisöl, doch Alantöl duftet irgendwie grün-grasig-erdig. Es ist eines der besten Mittel bei völlig verschleimten Nebenhöhlen und Bronchien und sowohl für Inhalationen als auch für Salben gut geeignet. Neuere Studien von der Cork University hier in Irland lassen auf eine gute Wirksamkeit gegen MRSA (Krankenhauskeim) hoffen. Allerdings ist es ganz selten erhältich und wenn, dann sehr teuer!

PS Google hat mir eben beim Abschicken dieses Posts die folgende sicherlich automatisch übersetzte Anzeige eingespielt: Aromatherapy Mundgebrauch.
Chemisch abgesonderte ätherischen öle. Wissenschaftlich vorgerückt.

Samstag, 4. Juli 2009

Ein Korb voller Blüten


Warum heißen die Korbblütler Korbblütengewächse? Weil sie ein "Korb" voller Blüten sind! Das Gelbe oder Braune in der Mitte sind die winzigen Blütchen, wie auf dem oberen Foto zu erkennen. Warum hießen sie auf lateinisch Compositae? Weil die "zusammengesetzt" sind: aus Röhrenblüten in der Mitte und Zungenblüten am Rand. Schön kann man diese Besonderheit, die dem Auge nicht zugänglich ist, hier auf einer Diashow von Bayern Alpha betrachten (unter 'Erstaunliches unter der Lupe'). Und warum lautet ihr neuer wissenschaftlicher Name Asteráceae? "Aster" heißt Sonne oder Stern. Ja, sie sehen aus wie kleine Sterne oder große Sonnen. Wer gehört zur Familie? Richtig: die etwas frostempfindliche römische Kamille (Chamaemelum nobile, früher Anthemis nobilis) vom Bild, sie fängt in meinem Garten überall zu blühen an, sie ist hier ein "Unkraut". Ihr gummibärchenartig fruchtig duftendes Kraut schmeichelt der Seele, das ätherische Öl daraus ist eines der wichtigsten Mittel gegen Angst und andere seelische "Verspannungen".
Die römische Kamille kann bei empfindlichen Menschen aufgrund der Spuren bestimmter Sesquiterpenlactone namens Anthecotulide allergische Reaktionen verursachen. Was die Echte Kamille oder Blaue Kamille, (Chamomilla recutita) wenn sie in Reinform vorliegt, so gut wie niemals macht. Leider wird sie oft mit ihren zahlreichen reizenden Cousinen vermischt, in minderwertigen Ölen und in Discounter-Tees sowieso. Die ätherischen Öle beider Kamillen gehören zu den sehr hochpreisigen Ölen, d. h. ein Milliliter (circa 20 Tropfen) kann 15 Euro und mehr kosten.


Zur Familie gehören ferner der grüne Blattsalat und viele andere Salatarten, Sonnenblumen, Ringelblumen, Arnika, Gänseblümchen, Artischocke, Alant, Topinambur, Chicoree, Wegwarte, Löwenzahn und ganz viele Pflanzen, die wir tagtäglich um uns herum haben.

Donnerstag, 2. Juli 2009

Die Bausteine der ätherischen Öle


Ich bin von meiner ersten Sommerreise zurück und bereite mich auf die nächste vor: Wir werden mit den TeilnehmerInnen des einen Kurses zu einem Destillationsseminar fahren, das ich auch noch nicht kenne. Es wird von Herrn Lindemann geleitet, dem Gründer und Inhaber der Ätherische-Öle-Firma Maienfelser und eben dort stattfinden. Ich bin jetzt schon gespannt und ich werde mich den ganzen Tag von neuen Eindrücken und sicherlich auch von vielen neuen Düften inspirieren lassen dürfen.
Anschließend werde ich in der Nähe von München einen Tag über die faszinierenden Inhaltsstoffe der ätherischen Öle erzählen. Das ist mein Lieblingskurs: Den reserviert abwartenden TeilnehmerInnen die vermeintlich so komplizierte Chemie der Düfte in Grundzügen beizubringen. Und am Abend zu sehen, wie die Aaaaahs und Oooohs die Gesichter zum Strahlen bringen, denn es hat gar nicht weh getan. Dieser Kurs ist immer ganz interaktiv (Foto oben: wir stellen ein Benzolring - sechs Kohlenstoffatome mit je vier Bindungsmöglichkeiten und mit drei Doppelbindungen an den Füßen) und lustig gestaltet und dennoch bekommen alle einen Eindruck davon, wie faszinierend die Natur der kleinen Duftmoleküle ist. Und warum sie überhaupt wirken können. Die grundlegenden Wirkungsmechanismen der Aromatherapie sind:
  • Die kleinen Bausteine der ätherischen Öle sind fettlöslich (lipophil). Nur so können sie zunächst durch die fettartigen Strukturen der Hautorgane in den Körper eindringen: Öffnungen der Talgdrüsen und Öffnungen der Schweißdrüsen. Sie können an fast jede Zelle unseres Körpers andocken, da die Zellmembranen (Hüllen) aus einer (fettähnlichen) Lipidschicht bestehen.
  • Ätherische Öle können in Mensch und Tier nur wirken, weil die Moleküle, aus denen sie bestehen, winzig klein sind. Nur so können sie in die Haut und Schleimhäute eindringen und dann im Inneren des Körpers ihre wohltuende Wirkung entfalten (Modell unten: das Ethanmolekül ist winzig klein, es besteht nur aus zwei Kohlenstoffatomen mit je vier Bindungsmöglichkeiten).

  • Viele Moleküle, aus denen ätherische Öle bestehen, sind in ihrer Struktur ganz ähnlich wie Moleküle, mit denen der Körper Informationen verarbeitet: entzündungshemmende Stoffe, Neurotransmitter ("Gehirn-Informations-Hormone"), Geschlechtshormone etc. Die Duftmoleküle können somit Rezeptoren ("Empfangsstationen") an den Zellmembranen besetzen und ähnlich wie unsere Körperstoffe wirken und sie somit unterstützen oder fast ein bisschen ersetzen, wenn Mangel herrscht (Modell: ein Monoterpen besteht aus zehn Vierer-Bausteinen, also Kohlenstoffatomen mit je vier Bindungsmöglichkeiten).
  • Viele Moleküle, aus denen ätherische Öle bestehen, können beispielsweise Kalziumkanäle an unseren Zellmembranen beeinflussen. Diese wirken ein wenig wie "Steckdosen" für die Informationsverarbeitung und wenn der "Stecker" im ätherischen Öl dort andockt, können beispielsweise schmerzhafte Spannungszustände gelöst werden. Das Beispiel Pfefferminzöl ist diesbezüglich inzwischen gut untersucht, so dass man diesem Öl den zungenbrecherischen Fachterminus "Kalziumantagonist vom Dihydropyridin-Typ" gibt. Pfefferminzöl wird darum nicht nur bei schmerzhaften Zuständen des Colon irritabile (Reizdarm) innerlich verschrieben, sondern auch bei Darmspiegelungen eingesetzt, damit das angespannte und enge Organ die oft schmerzhafte Prozedur leichter über sich ergehen lassen kann.
  • Ätherische Öle bestehen aus Molekülen, die dem Organismus des Menschen seit Jahrmillionen vertraut sind. Und genau so lange können sie Zellstrukuren von Bakterien angreifen, Strukturen, die unsere Zellen nicht besitzen. So dass sie für uns ausgezeichnet verträglich sind, für viele Mikroorganismen aber nicht.
  • Ätherische Öle bestehen aus Molekülen, die untereinander agieren können. Das hat den Nachteil, dass die Öle nicht ewig halten bzw. dass manche Öle bereits nach einem Jahr (nach dem Öffnen der Flasche) nicht mehr so hautverträglich sind wie direkt nach der Destillation. Doch der überaus wertvolle Vorteil ist, dass Bakterien sich gar nicht oder nur unter ganz großen Mühen, gegen die "antibiotische" Wirkung vieler ätherischen Öle resistent machen können (Modell unten: Benzen, ein spezieller Sechserring aus Kohlenstoffatomen). Denn die dufte Medizin verändert ihre chemische Zusammensetzung täglich, stündlich, minütlich, natürlich nur im Mikrobereich. Für uns kaum bemerkbar, für die kleinen Plagegeister dagegen erheblich. So dass sie kaum Zeit und Gelegenheit finden, abwehrende Enzyme aufzubauen. Und eben nicht resistent werden können.
Ist das nicht faszinierend? Ich kann mich nicht satt lesen an solchen spannenden Infos über die Chemie der ätherischen Öle! Ich habe mir das Thema einst mit Legosteinen erschlossen und benütze diese verständlichen "Bilder" auch, um die legoartige Welt der Chemie verständlich zu machen. Meine Vorträge zum Thema werden sogar mit einem Duftchemie-Rap zum besseren Merken abgerundet. Mehr dazu am 11. Juli 2009 im wunderschönen Raisting am Ammersee nahe München, Infos und Anmeldung bei Neumond.