ZUM FINDEN VON THEMEN, DIE SICH NICHT IN DER SEITENLEISTE (RECHTE SPALTE) BEFINDEN, KÖNNEN SIE EIN STICHWORT IHRER WAHL IM WEISSEN FELD MIT DER KLEINEN LUPE, GANZ LINKS OBEN IN DER BLAUEN LEISTE, EINGEBEN!

Mittwoch, 29. April 2009

Visuelles stimmungsaufhellendes Parfüm


Wer jemandem seine Frühlingsgefühle ganz altmodisch per Post schicken möchte, kann sich diese duftige Postkarte kostenlos auf meiner Website runter laden (10x15 cm in 300 dpi, Dateiname Postkarte_AiDA_Mai09.jpg) und sie auf Karton ausdrucken. Goethe hat in diesem Gedicht stimmungsvoll vier der schönsten ätherischen Öle besungen: Zitronenblüte (Petit Grain Citronnier), Gold-Orangen (Citrus aurantium, aurum heißt Gold), Myrte und Lorbeer. Die Fotos habe ich im Laufe des letzten Jahres aufgenommen: die Zitrone und die Myrte blühen hier im AiDA-Garten, der Lorbeer auch und die super-uralte Bitterorange stammt aus dem Botanischen Garten in München, Monika Volkmann hat sie aufgenommen. Diese Düfte zusammengemixt ergeben ein fein-herb duftendes Frühlingsparfüm mit stimmungsaufhellender und deutlich vegetativ ausgleichender Wirkung (gegen "Vegetative Dystonie"). Schönes Tanz-in-den-Mai-Wochenende!

Jugend forscht: ätherische Öle und Antibiotika

In jedem Ausbildungskurs und in fast jedem Vortrag erwähne ich die hoffungsvolle Untersuchung der (damals 17-jährigen) Abiturientin Ute Runkel. In einer interessanten Biologie-Facharbeit für „Jugend forscht “ stellte sie in 816 Labortests fest, dass ätherische Öle pathogene (krankmachende) Bakterien, denen Antibiotika nichts mehr antun können, abzutöten vermögen. Sie untersuchte - in einem anerkannten Labor in Karlsruhe - die Wirkung der ätherischen Öle von
  • Aniba rosaeodora (Rosenholz)
  • Lavandula angustifolia (Echter Lavendel)
  • Melaleuca alternifolia (Teebaum)
  • Melaleuca leucadendra (Cajeput)
  • Melaleuca viridiflora (Niaouli)
  • Pelargonium graveolens (Rosengeranie)
  • zwei Thymus vulgaris-Ölen (Thymian)
auf folgende Bakterienarten:
  • Enterococcus faecalis
  • Escherichia coli
  • Pseudomonas aeruginosa
  • Staphylococcus aureus und
  • fünfzehn unterschiedliche MRSA-Kolonien (gegen starke Antibiotika resistente Staphylokokken-Bakterien).
Sie konnte feststellen, dass oft die Kombination aus (alleine wirkungslosem) Antibiotikum mit einem ätherischen Öl keimtötender wirkte als jede Substanz alleine genommen. Ute Runkel studierte inzwischen Angewandte Biogeographie mit den Hauptfächern Angewandte Biogeographie und Geobotanik sowie den Nebenfächern Bodenkunde und Physische Geographie. Sie bricht am kommenden Wochenende zum Endspurt nach Berkeley in Kalifornien auf, wo sie ihre Diplomarbeit fertig stellen wird (viel Erfolg und auch viel Spaß, Ute!). Ihre nützliche Jugend forscht-Arbeit kann man hier kostenlos runterladen und ihre hoch spannenden weltreisenden Aktivitäten samt tollen (auch botanischen) Fotoimpressionen aus ganz vielen Ländern sind auf ihrer Website zu verfolgen (mit E-Mail-Adresse, vielleicht für einen kleinen Dank nach dem Erhalt der Studienarbeit ???;-)

PS Dieser Link hat sich bei mir auch seltsam benommen, die Adresszeile verschwand dauernd aus dem Browserfeld, bis ich entnervt meinen Mann um Rat fragte und er verwundert fragte, was mein Problem sei, ich hätte die ZIP-Datei doch bereits dreimal auf meinem Desktop liegen! Sie muss dann nur durch Anklicken entkomprimiert werden und dann hoffe ich für die Grundeinstellungen eurer Computer, dass sie gut auffindbar abgelegt wird, bei mir wieder auf dem Desktop. Also wahrscheinlich habt ihr sie bereits ohne sie zu sehen!!!! Moderne Technik!

Dienstag, 28. April 2009

Nochmals Viren


Eben kamen interessante Infos von Gudrun Zeuge-Germann von der Naturheilkundeschule Phytaro zu mir samt einem Link zu einer der viel versprechenden Studien über die antivirale Wirkung von Extrakten der behaarten Cistrose (Cistus incanus, Foto oben), also nicht jene, deren ätherisches Öl wir in der Aromatherapie verwenden (Cistus ladanifer, Foto unten in meinem Garten).
Und natürlich, ich habe den armen Teebaum beim letzten Post vergessen, im Text stand ursprünglich "viele Melaleucas" und beim Übersetzen ist er mir abhanden gekommen! Gut aufgepasst!

Montag, 27. April 2009

Ätherische Öle und Viren


Die antivirale Wirkung von ätherischen Ölen wird eingehend wissenschaftlich (in vitro) untersucht, unter anderem ist das Hygieneinstitut der Universität Heidelberg sehr aktiv damit beschäftigt, letztes Jahr gab es sogar einen "Oskar", also eine wichtige wissenschaftliche Auszeichnung, für eine Anti-Herpes-Studie: den Sebastian Kneipp Preis.
Diese Tests sind nicht so einfach zu machen wie die Aromatogramme, mit denen die antibakterielle Wirkung von ätherischen Ölen recht schnell und unkompliziert untersucht werden kann. Der Plaquereduktionstest genannte Anti-Viren-Test ist aufwändiger und dauert länger. Man weiß, dass die "Antennen" (Abbildung: HIV-Virusmodell Hygienemuseum Dresden), welche Viren zum Andocken an fremde Erbsubstanz benutzen, durch manche ätherische Öle "abgeknickt", also geschwächt und gestört, werden [z. B. Schnitzler P, Schuhmacher A, Astani A, Reichling J (2008) Melissa officinalis oil affects infectivity of enveloped herpesviruses. Phytomedicine, 15, 734-40 | Schnitzler P, Schön K, Reichling J: Antiviral activity of Australian tea tree oil and eucalyptus oil against herpes simplex virus in cell culture. Pharmazie 56 (2001) 345 - 349 | Schuhmacher A, Reichling J, Schnitzler P: Virucidal effect of peppermint oil on the envelopped viruses herpes simplex virus type 1 and type 2 in vitro. Phytomedicine 10, 504-510, 2003. ].
Pflanzen schützen sich mit Hilfe von ätherischen Ölen nicht nur gegen Fraßfeinde, denen sie den Appetit verderben, indem sie penetrant riechen oder gar schmecken. Ätherische Öle sind vielmehr eine Art hauseigene Apotheke, mit denen sich die Pflanze, vor allem wenn sie ungestört und naturnah wachsen kann (also nicht in Monokulturen), gegen Mikroorganismen verteidigen kann. Diese ihr gefährlichen Bakterien, Pilze und Viren werden entweder "in Schach" gehalten, das heißt sie können sich nicht mehr vermehren oder aber sie werden beispielsweise durch phenolhaltige Öle abgetötet. In Heidelberg untersucht man, in welchem Stadium der Virenvermehrung die ätherischen Öle besonders aktiv sind, also bevor sie "attackieren", während sie andocken oder während sie sich vermehren und im Wirtsorganismus verteilen.
Neben dem fetten Öl Calophyllum inophyllum gelten folgende ätherische Öle als deutlich antiviral:
  • Backhousia citriodora (Zitronenmyrte)
  • Cinnamomum camphora (Ravintsara)
  • Cistus ladanifer (Cistrose)
  • Citrus bergamia (Bergamotte)
  • Citrus limon (Zitrone)
  • Cymbopogon martinii (Palmarosa)
  • Eucalyptus sp. (fast alle Eukalyptusöle)
  • Lavandula latifolia (Speiklavendel)
  • Melaleuca alternifolia (Teebaum)
  • Melaleuca leucadendra (Cajeput)
  • Melaleuca viridiflora (Niaouli)
  • Melissa officinalis (Echte Melisse)
  • Origanum compactum (Oregano)
  • Pimenta racemosa (Bay)
  • Thymus vulgaris Ct. Thujanol (Thymian)

Donnerstag, 23. April 2009

Noch selteneres Öl - Fokienia


Einige kannten also den nicht so bekannten Gagelstrauch und sogar sein ätherisches Öl. Herausforderung genug, heute eine noch seltenere Pflanze vorzustellen. Und zwar die thuja-artige Fokienia hodginsii, auch Siamholz genannt. 


Das balsamisch-harzig leicht weißtannenartig duftende ätherische Öl aus den Holz  ist laut Daniel Pénoel in "L'Aromathérapie éxactement" für Frauen komplett kontraindiziert. Möglicherweise liegt das an den bis zu 75 Prozent trans-Nerolidol, ein hormonartiger Sesquiterpenalkohol. Dazu kommen 24 Prozent Fokienol und 4,5 Prozent Elemol. Das Öl soll insgesamt sehr aufbauend und neurotonisch wirken, zudem soll es eine stimulierende Wirkung auf die Hoden haben. Vermutlich eines der wenigen Öle für nur männliche Beschwerden. Jedoch kenne ich niemanden, der es irgendwie angewendet bzw. erprobt hat.


Ich genieße ab und zu den schönen Duft und freue mich über die echte Pflanze, die auf der Blumeninsel Garinish Island hier in der Bucht wächst. Die KursteilnehmerInnen der demnächst stattfindenden zwei Botanik-Kurse werden sie demnächst auch life – nach einer kurzweiligen Bootsfahrt an dösenden Seehunden vorbei –  erleben dürfen. Und viele andere Duftpflanzen mehr. Der Frühling ist da! Das ätherische Öl gibt es übrigens als "Beimoubaum" bei Maienfelser.

Mittwoch, 22. April 2009

Gagelkätzchen - kennen Sie das Öl?



Hier blüht momentan überall der noch blattkahle Gagelstrauch [Myrica gale], ein Torf- und Moorbewohner, auch Heidegagel genannt. Er ist meistens eher unter einem Meter hoch und nur als "Unkraut" bekannt. Das ätherische Öl seiner Blätter und auch seiner Früchtchen wird bereits im alten Standardwerk Gildemeister und Hoffmann von 1900 beschrieben. Eine neuere Analyse beschreibt folgende Zusammensetzung für das Blätter-Öl:

  • Germacron (25.1%)
  • Alpha-Pinen (12.2%),
  • Limonen (8.1%)
  • Alpha-Phellandren (8.0%)
Folgende Zusammensetzung gilt für das Früchte-Öl: 
  • Alpha-Pinen (22.6%)
  • 1,8-Cineol (18.9%)
  • Germacron (14.2%)
[Popovici J, Bertrand C, Bagnarol E, Fernandez M, Comte G : Chemical composition of essential oil and headspace-solid microextracts from fruits of Myrica gale L. and antifungal activity. Natural Product Research, Vol 22, 12, August 2008;1024-1032(9)]



Neuere Forschungen belegen ganz schüchtern, dass das Blätter-Öl eventuell antitumoral wirken könnte. Möglicherweise liegt das am Inhaltsstoff Germacron, dieses Keton ist auch im als antitumoral wirksamen Öl von Geranium macrorrhizum enthalten. Wenn man die weidenartigen Blättchen zerreibt, duften sie ähnlich wie Lorbeer, sie wurden früher zum Würzen von deftigen Gerichten verwendet und auch zum "Verbessern" von Bier. Zudem wirkt dieser Duft wunderbar gegen Motten- und Mücken. Das ultra-seltene ätherische Öl bekommt man bei Maienfelser als "Gaggelstrauch".

Montag, 20. April 2009

Zitronenduftender Eukalyptus



Ich habe gerade eine Vergleichsübung zu den unterschiedlichen Eukalyptusarten zusammen gestellt. Da dachte ich so bei mir, ob es sich schon herum gesprochen hat, dass Zitroneneukalyptus gar kein Eukalyptus mehr ist... Er heißt seit einigen Jahren nicht mehr Eucalyptus citriodora sondern Corymbia citriodora. Die 113 Corymbia-Arten zählten bis 1990 zu den Eukalyptusfamilie, bis Botaniker genetische Unterschiede zwischen beiden Baumgattungen festgestellt haben und diesen schlanken Riesen mit den langen sichelförmigen Blättern den Corymbias zugeordneten (auf dem Foto auf einem A4-Blatt). 


Für uns in der Anwendung ist das natürlich völlig egal. Wir können das stark nach Anti-Mücken-Mittel duftende Öl weiterhin gegen diese einsetzen, es auch – bitte stark verdünnt – bei entzündeten Gelenken mit viel Erfolg einsetzen. Beide Effekte werden dem Inhaltsstoff Citronellal zugeschrieben, ein Monoterpen-Aldehyd. Auch ein Versuch bei Gürtelrose kann lohnend sein, denn Herpesviren schätzen diesen Duft so gar nicht. Einige wenige Tropfen in der Duftlampe oder auf einem feuchten Handtuch auf der Heizung haben einen beruhigenden Effekt, der mit etwas Lavendelöl gut ergänzt werden kann.
Das Öl kann nach circa anderthalb Jahren etwas zähflüssig-klebrig werden, das ist ein Hinweis darauf, dass es ab diesem Zeitpunkt eine hautreizende Tendenz haben könnte. Also Vorsicht, bei empfindlicher Haut nur recht frische Öle verwenden!

Das Foto zeigt die frühere Geschäftsführerin der Bioplantage Dierberger in Sao Paulo, Brasilien, einen Mitarbeiter und mich (Mitte) in einem wirklich berauschend riechenden Corymbia-Wäldchen. Es war tiefster Winter im brasilianischen August und die dennoch starke Sonneneinstrahlung wirkte wie eine riesige Duftlampe. Foto ganz oben Monika Volkmann, Foto Mitte Priscila Botelho

Samstag, 18. April 2009

Termin unbekannt

Einige von euch fragten nach dem Erscheinungsdatum des Buches. Ich habe selbst keine Ahnung, der Verlag vermutlich auch nicht. Diese Art von Buch ist ein absoluter Prototyp für meinen Verlag und sie haben keine Erfahrung damit, wie lange man an Kästchen, Puzzles und anderen Spielereien zu basteln hat. Jedenfalls wesentlich länger als bei einem reinen Fließtext mit ein paar Absätzen... Ich denke mal, es wird sicherlich Herbst, die anderen Bücher hatten auch mindestens ein halbes Jahr Produktionszeit.
Hier eine Übung, die ich gestern formulierte, für die "alten Häsinnen" unter euch: Welche drei Pflanzen aus der Familie der Lippenblütengewächse liefern ätherische Öle, die jeweils über 10 Prozent 1,-8-Cineol und Borneon enthalten? Sie wirken darum alle drei konzentrationsfördernd und schleimlösend.

Donnerstag, 16. April 2009

Buch Nummer 3

Warum ich so vergraben bin zur Zeit? Weil ich dieser Tage das Manuskript zu meinem dritten Buch abgeben muss. Und weil einige von euch so neugierig sind, erlaube ich euch an dieser Stellen einen winzigen Einblick (mehr wird mein Verlag sicherlich nicht schätzen). Es wird ein Begleit- und Übungsbuch für mein doch an vielen Stellen schwer verdauliches Fachbuch. Ich destilliere sozusagen die allerwichtigsten Themen der 300 Seiten zusammen und stelle dazu Fragen, biete Kreuzwort- und Silbenrätsel an und lasse die zukünftigen Leserinnen auch Fleißübungen machen, also sind beispielsweise zehn Öle mit dem Inhaltsstoff xy aufzulisten.
Und jetzt gehe ich ganz schnell wieder zurück an die Arbeit, so ein Rätsel auszutüfteln kann viele Stunden dauern, auch wenn es im Buch dann gerade mal eine Drittelseite einnimmt!

Mittwoch, 15. April 2009

Britisch-deutsches Aromatherapie-Netzwerk in Planung


Meine Kollegin Soham Topham vom Freien Institut für Aromatherapie in Köln war kürzlich in London, um ihre Kontakte zu britischen Aromatherapie-Kolleginnen und -Schulen zu vertiefen. Für uns unvorstellbar: fast kostenfreie Aromatherapie-Ausbildungen, Aromatherapie in der Universität, kostenlose aber hoch qualifizierte Behandlungen durch werdende Aromatherapeutinnen (sie werden vom Nebenraum aus supervisioniert) und gar nicht selten Kostenübernahme von Behandlungen durch das NHS (ähnlich wie deutsche AOK = medizinische Grundversorgung). Sie suchen sogar Praktikantinnen in Hospizen und Kliniken, die für einige Wochen das Praktizieren der duften Medizin üben möchten. 
Einige Kolleginnen signalisierten zudem ein starkes Interesse an Austausch von Aromatherapie-Wissen und auch Aromakultur wie Besuche von Destillationen, Duftmuseen und auch Stadtführungen oder Ähnliches. Soham und ich sind passionierte Netzwerkerinnen und wollen für diesen Zweck eine kleine Datenbank von Interessierten anlegen, vielleicht wird in einigen Jahren so ein systematischer "Schüleraustausch" möglich sein! Wer ernsthaftes Interesse daran hat, mal so einen Studienbesuch in London und Umgebung zu machen und im Gegenzug jemanden aus England aufzunehmen und an aromatischen Veranstaltungen teilnehmen zu lassen (eventuell auch mit Übersetzungshilfe), kann sich bei Soham eintragen lassen (bitte in der Mail korrekt ausschreiben, hier als Spamschutz auseinander geschrieben): soham-topham (a) web . de

PS Nach meinem Artikel zur Rosenernte erreichte mich eine Mail von Nicolay Tsutsov aus Bulgarien, in der eine Rosenernte-Reise angeboten wird: Rundreise vom 4. Juni bis 12. Juni 2009 mit Rosenernte, Rosenfest, Rosenprodukte herstellen etc für 470 Euro. Im Preis enthalten sind ferner: acht Übernachtungen mit Frühstück, dazu 4 Tage Halbpension, 4 Tage Vollpension, Ausflüge in klimatisierten Bussen, deutsche Reisebegleitung,

Samstag, 11. April 2009

Rosenblütenduft


Eine liebe KursteilnehmerIn hat mir ihre Fotos von der Rosenernte 2008 in Bulgarien zur Verfügung gestellt (danke, liebe Eva). Im Tal der Rosen, circa 150 km östlich von der Landeshauptstadt Sofia, wächst, die kostbarste aller Rosen, die Rosa x damascena; sie wird dort von Hand geerntet. Eine geübte Erntehelferin muss dort 278 ganze Tage arbeiten, damit aus ihrem Ertrag circa 1 Kilo Rosenöl hergestellt werden kann. Dazu verwendet sie keine Werkzeuge, die Rosenblüten werden vielmehr gebrochen, also mit geübter Hand an einer "Sollbruchstelle" flink abgeknickt. Das Kilo bringt bis zu 8500 Euro auf dem Weltmarkt (bei Bioqualität, sonst kann es auch etwas preiswerter sein). Die fleißigen Menschen, die diese dornige Arbeit vor Tagesanbruch machen, erhalten circa 6 Euro pro Tag.
Der eine Euro für einen Tropfen besten Rosenöles enthält den konzentrierten Duft von circa 30 Rosen. Inklusive der Erntearbeit, der Energie zum Destillieren, dem Transport, dem Abfüllen, den chemischen und physikalischen Echtheits- und Qualitätskontrollen, den Fläschchen, den Etiketten usw. Nicht teuer, oder?
Das echte bulgarische Rosenöl geliert bei circa 17 Grad Celsius, früher war das ein Qualitätsmerkmal. Leider haben Fälscher das gemerkt und fügen nun Paraffine in gefälschtes, gepantschtes oder synthetisiertes "Rosen"öl. Das Echte enthält bis zu zwanzig Prozent hochmolekularer Wachse, die dieses Erstarren bei kühlen Temperaturen verursachen.
Der typische Rosenduft in der frischen Blüte kommt unter anderem von den Rosenalkoholen Geraniol, Citronellol und Phenylethanol. Letzterer geht bei der Destillation größtenteils verloren, im Rosenabsolue dagegen riecht man noch köstliche über 50 Prozent. Dieser Alkohol wirkt lokal schmerzlindernd und antiseptisch, dazu auch stimmungsaufhellend. Gleichzeitig reizt er nicht die Haut.
Rosenöl als ganzes ist wirklich ein Gesamtkunstwerk, ein Fläschchen, am besten in 10 ml Jojobalöl aufgelöst zur sparsameren Dosierbarkeit, hilft für und gegen fast alle Beschwerden. Ganz anders als synthetisches "Rosenöl", das nur aus ganz wenigen Duftstoffen aus dem Labor gemixt wird. Diese enthalten zudem einige Prozente an chlorierten Trägerstoffen, welche unnötige Reizungen und sogar ein höheres Allergierisiko in sich bergen. In Russland und Bulgarien ist Rosenöl übrigens ein wichtiges Medikament gegen schwere Lebererkrankungen. Warum der wahre Duft der Rose aus verschiedenen Komponenten besteht (mehr als 400 Inhaltsstoffe) und was das mit den Bienen zu tun hat, ist auf meiner Website nachzulesen.


PS Heute erscheint "Bild der Frau" Ausgabe 16 mit einem Artikel über Aromatherapie, für den ich als Expertin fungierte, Foto auf meinem anderen Blog. Auf der Website der Süddeutschen Zeitung ist ein interessanter Artikel über Männer, ihre Duftvorlieben und ihr Verhalten gegenüber dem anderen Geschlecht nachzulesen.

Mittwoch, 8. April 2009

Einschränkungen der EU-Bürokraten betreffen nicht nur unsere ätherischen Öle

In Das Magazin [Nr. 14 Wochenbeilage des Schweizer Tages-Anzeigers vom 04.04.2009] fand ich ein höchst amüsantes Interview mit dem Parfüm-Kritiker Luca Turin, der kürzlich ein ungewöhnliches Buch* zur unerschöpflichen Welt der Duftwässerchen geschrieben hat. Knapp 1500 Parfüms werden auf unterhaltsame Weise rezensiert mit einem (awful) bis fünf Sternen (Masterpiece) à la Meisterköche bewertet.
Von Shalimar (Guerlain) behauptet er, es könne wegen des Vanilleduftes gut auf Dinnerpartys getragen werden.
Zu den neuen Düften von Comme des Garcons, die wie Fotokopierer, Benzin oder Teer riechen: „ ...wenn es ein wirklich großartiger Fotokopierer ist, dann will ich am Ende vielleicht auch so riechen?“
Auf die Frage “Welches Parfum ist das Schlechteste aller Zeiten?“ antwortet er: „Michael“ von Kors! Sehr erfolgreich, Gott allein weiß warum. Ich halte es für ein Verhütungsmittel.“
Zu „Polo“ (Ralph Lauren): „Das Zeug riecht fantastisch. Es fühlt sich beruhigend und konservativ an, wie kurzes Haar, das in einem sauberen Seitenscheitel frisiert ist, an einem Mann, der ansonsten charmant verwahrlost ist.“
Zum schokoladigen „Angel“, das heutzutage so viele junge Frauen übertrieben und belästigend tragen: „Früher glaubte ich naiverweise, Frauen sollten entweder nach Blumen oder nach Bonbons riechen. ... Da vermischen sich zwei Tonarten, die aber auch gar nichts miteinander zu tun haben. Es ist unfassbar dissonant – aber es funktioniert.“
Wie in der Aromatherapie haben die Synthetikduft-Mischer zur Zeit schwer zu leiden. Luca Turin zu den neuestens Einschränkungen von Duftstoffen:

„Die EU ist ein komplettes Desaster für Parfüms. Das hat mich zu einem richtigen Anti-Europäer gemacht. Wenn es um Parfüms geht, finde ich mich plötzlich auf einer Seite mit Margaret Thatcher wieder. Dass diese bescheuerten Bürokraten unser Leben zerstören. Wie auch immer: Man sollte alle Dermatologen erschießen. Das mal zuerst. Ab Juni wird as größte Parfum aller Zeiten (Mitsouko) in seiner bisherigen Form nicht mehr zu kaufen sein. Der 1. Juni bedeutet das Ende der Zivilisation, wie wir sie kennen. Das ist als würde man die Farbe Grün für Gemälde verbieten. ... und wenn diese Schmocks so weitermachen, ist das erst der Anfang. Es mag Klavierkonzerte für eine Hand geben, aber keine, die man ohne Hand spielen kann.“

Wer Luca Turin im Film erleben möchte, sollte sich die klasse DVD "Parfum" für knapp 30 Euro bei der NZZ gönnen, man kann ihn darauf 18 Minuten erleben, dazu den weltberühmten Duftsucher und Parfümeur Roman Kaiser und das Hauptthema der silbernen Scheibe ist ein Film über Grasse und die Kunst des Parfüm-Herstellens.
*Luca Turin, Tania Sanchez „Perfumes: The Guide“. Viking London 2008, Euro 19.90

Montag, 6. April 2009

Katerstimmung


Nun habe ich drei - und nach kurzer Pause nochmals - vier Tage über ätherische Öle geredet, dass ich leer - also wortkarg - bin, sorry! Mir fällt aber ein, dass ich manchmal nach dem "geheimen" Anti-Kater-Öl gefragt werde. Und da demnächst Feiertage anstehen - und das Ende der Fastenzeit - kann man vielleicht gegen die Folgen eines allzu heftigen Blickes in die Pulle vorbeugen. Einfach am Morgen danach einen Tropfen Grapefruitöl auf ein Stückchen Würfelzucker geben und auf der Zunge zergehen lassen.... Trotzdem Prost!

Sonntag, 5. April 2009


Ich habe nun drei Tage mehr oder weniger nonstop über ätherische Öle geredet. Das macht heiser. Auch wenn jetzt endlich die trockene Heizungsluftzeit vorbei ist. Neben dem ständigen Lutschen der Ur-Marshmallows namens Eibischteig (Malvensirup mit Neroli- und Rosenöl) lutsche ich ab und zu ein Stückchen Zucker, auf das ich etwas Myrrheöl (circa 1/2 Tropfen, Commiphora molmol, Abbildung oben) verteilt habe. Schmeckt absolut grauslich und saubitter, wirkt jedoch entzündungshemmend und schleimhautpflegend. Zwischendrin befeuchtet "Limonade" aus 1 Liter Leitungswasser mit einem Tropfen Zedrat-Zitrone (Abbildung unten, vorher in etwas Himbeer- oder Holunderblüten-Sirup oder in trübem Apfelsaft auflösen) die ausgetrocknete Mundschleimhaut.


PS WOW, heute fand der 10.000ste Klick hier statt, ich bin wirklich gerührt, wie gut mein Blog angenommen wird. So viele Besuche - aus 48 Ländern - in fünf Monaten, vielen Dank an euch ALLE!!!!

Samstag, 4. April 2009

Rhododendronblätteröl


Zuhause in Irland blühen die Rhododendren meterhoch und ich schaue hier in der Schweiz den Schneeglöckchen zu, wie sie endlich in die Gänge kommen! Das ätherische Öl des Rhododendron wird nicht aus duftenden Blüten hergestellt, obwohl man das vermuten könnte, wenn man an gelben Rhododendron mollis-Blüten in unserem Garten (auf dem Foto) schnuppert, umwerfend schön nach Gartennelke! Vielmehr handelt es sich um ein herbes Blätteröl aus Rhododendron anthopogon, der im Himalaja in Butan, Nepal und Kaschmir die klare Luft zwischen 3000 und 4000 Meter Höhe atmet. Dort werden die Blätter als traditionelles Räuchermittel eingesetzt. Man bekommt diese Pflanze in Europa nur selten, beispielsweise in der berühmten Rhododendron"schule" Glendoik. Ein sehr schönes Foto der gelblichen oder weißen Blüten kann man hier einsehen.
Das ätherische Öl hat eine kortison-artige entzündungshemmende Wirkung, die aufgrund des recht hohen Monoterpengehaltes ensteht (knapp 70 Prozent) und auch gut 10 Prozent beta-Caryophyllen trägt zur schmerzlindernden Wirkung dazu. Es ist ein ideales Rheumamittel. Ruth von Braunschweig und Monika Werner empfehlen es auch für leere "psychische Batterien", wenn man gebeugt läuft (oder sich so fühlt) und die Schultern hängen lässt. Auch hilft es, eingefahrene und starre Gedankenmuster etwas aufzuknacken. Ein Öl, auf das man sich einlassen muss! Herb-frisch und etwas an Nadelöle erinnernd.

Freitag, 3. April 2009

Nadelbäume und ihre Öle


Wer kennt den Unterschied zwischen Fichte, Tanne und Kiefer? Erschreckend wenige meiner Kursteilnehmer jedenfalls können diese drei einheimischen Nadelbäume unterscheiden. Oben seht ihr die Fichte mit ihren pieksigen Nadeln (lateinischer Name Picea).


Das ist der Zweig einer Weißtanne (Abies, von lateinisch ab-ire, weggehen, hoch hinaus gehen) mit seinen abgerundeten nach Weihnachten duftenden Nadeln.


Die Kiefer (Pinus) ist die Namensgeberin der ganzen Familie: Pinaceae. Sie hat mehr oder weniger lange Nadeln, die in Büscheln von zwei, drei oder fünf wachsen (im Bild Pinus nigra sp. laricio, die Laricio-Kiefer, die viel auf Korsika wächst).
Ihre ätherischen Öle enthalten zwar mehr oder weniger viele entkrampfend wirksame Monoterpen-Ester wie Bornylacetat, doch die Leitsubstanz ist das Pinen, das leider zum schnellen Oxidieren neigt. Oxidierte Nadelöle reizen die Haut, vor allem in der heißen Badewanne. Sie sollten also nicht länger als ein bis maximal anderthalb Jahre für Hautanwendungen eingesetzt werden. Aber diese Terpene wirken auch schmerzlindernd und sogar kortisonartig, ein Bad mit insgesamt sechs oder sieben Tropfen dieser Öle trägt also gut zur Schmerzlinderung bei Gliederschmerzen bei, insbesondere bei rheumatischen Krankheiten.

Mittwoch, 1. April 2009

Immer wieder Weihrauch (Olibanum)


Harzextrakte, aber auch das ätherische Öl von einigen Olibanumarten (Boswellia) werden immer wieder auf ihre vielfältigen heilenden Eigenschaften hin untersucht. Folgendes Video zeigt einige Wirkungen auf, vor allem die entzündungshemmende Wirkung auf schmerzende Gelenke.



In BMC Complementary and Alternative Medicine [2009, 9:6] wurde am 18. März ein Artikel von Mark Barton Frank und Kollegen veröffentlicht: “Frankincense oil derived from Boswellia carteri induces tumor cell specific cytotoxicity”. Wissenschaftler des University of Oklahoma Medical Center haben einmal wieder in Labortests Beweise gefunden, dass ätherisches Weihrauch-Öl bzw. vermutlich die Leitsubstanz Boswelliasäure (die jedoch nur in Spuren im destillierten Öl enthalten ist) Krebszellen, in diesem Fall Blasenkrebszellen zerstören kann, ohne jemals gesunde Zellen anzugreifen. Weihrauchöl wurde in dieser Hinsicht verglichen mit Sandelholzöl, zwei Tannenölen und Palo Santo-Öl, welche jedoch allesamt keinen Unterschied zwischen gesunden und kranken Zellen machten.

Monster-Duft-Behältnisse

Wer mal eine elektronenrastermikroskopische Ansicht der ölproduzierenden Drüsen von Mentha x piperita haben möchte, sollte bei UBC Botanical Garden (Universität von British Columbia) vorbeischauen, einfach grandios! Noch großartiger sind die kolorierten Fotos, die uns das in Großbritannien bekannte Forscherteam Katerina und Tomas Svoboda hier zur Verfügung stellen, es sind Auszüge aus ihrem Buch Secretory Structures of Aromatic and Medicinal Plants: A Review and Atlas of Micrographs. Ein Muss für Lernende der Aromatherapie.