ZUM FINDEN VON THEMEN, DIE SICH NICHT IN DER SEITENLEISTE (RECHTE SPALTE) BEFINDEN, KÖNNEN SIE EIN STICHWORT IHRER WAHL IM WEISSEN FELD MIT DER KLEINEN LUPE, GANZ LINKS OBEN IN DER BLAUEN LEISTE, EINGEBEN!

Freitag, 29. Januar 2010

Flächendesinfektion mit ätherischen Ölen

Seit fast zwanzig Jahren unterrichte ich Krankenpflegende und HeilpraktikerInnen, manchmal auch ÄrztInnen, im Umgang mit ätherischen Ölen. Eine der wichtigsten Eigenschaften, so lernen sie alle, ist die mit relativ einfachen Mitteln nachweisbare Wirkung der meisten duften Pflanzenmoleküle gegen Mikroben. So stellte sich schon manche(r) die Frage, warum darf ich in der Klinik oder in meiner Praxis keine Flächendesinfektion mit ätherischen Ölen machen? Vorschrift ist Vorschrift und bestimmte Anforderungen an die Desinfektion müssen in öffentlichen Institutionen diversen europäischen Normen entsprechen. Ich hörte von so manchen unerfreulichen 'Grabenkämpfchen' mit den Beauftragten der Mikrobiologie.


Nun hat eine Firma für biologische Reinigungsmittel reagiert und ein Spray zur Flächendesinfektion hergestellt und es gemäß den gesetzlichen Vorschriften durchtesten lassen. Es wirkt sogar nachgewiesenermaßen gegen H1N1-Viren, dazu rückt es anderen Grippeviren, Herpes, HIV an ihre freche Zellmembran und auch viele Pilze, Hefen sowie Bakterien wie Salmonellen und Colibakterien müssen laut Hersteller nun das Fürchten auch von Nicht-Chemiekeulen lernen. Vielleicht ist dies ein kleiner stiller Anfang, dass Resistenzen von Keimen in Heil- und Pflegeeinrichtungen endlich eingedämmt werden. Damit irgendwann mal keiner mehr an Sekundärinfektionen durch MRSA und anderen 'Viechern' sterben muss, sondern allenfalls an seiner ursprünglichen Erkrankung. Hier der Originaltext der Firma Sonett:
Laut Gutachten vom 4.11.2009 ist die Sonett Flächendesinfektion „ wirksam gegen alle menschlichen und tierischen Grippe Erreger, einschließlich H5N1 und H1N1“.
Wir möchten dies zum Anlass nehmen Sie über das Wirkungsspektrum, die Anwendungsbereiche und die Zusammensetzung der SONETT FLÄCHENDESINFEKTION zu informieren für den Einsatz in Heimen, Schulen, Kindergärten, Großküchen und Lebensmittel verarbeitenden Betrieben.
1. Anwendungsbereiche:
Die SONETT FLÄCHENDESINFEKTION ist eine gebrauchsfertige Lösung, die im Sprüh- oder Wischverfahren eingesetzt werden kann. Ihr Einsatzbereich sind Arbeitsflächen und Geräte im Sanitärbereich, Großküche und Lebensmittel verarbeitende Betriebe.
2. Zusammensetzung:
Wirkstoff: Pflanzlicher Alkohol (Ethanol) 70%, ätherische Öle aus Salbei* und Lavendel*(enthält Linalool*), gewirbeltes Wasser ad 100% [* = aus kontrolliert biologischem Anbau]
3. Wirkungsspektrum:
Gemäß den europäischen Normen EN 1276, EN 1650, EN13697, wirksam gegen Bakterien, Hefen und Pilze
Gemäß Vakziniavirus Gutachten und BVDV Gutachten vom 4.11.2009 wirksam gegen alle behüllten Viren (Auslobung „begrenzt viruzid“). Dies beinhaltet die Wirksamkeit gegen HBV, HCV, HIV, Herpes Simplex sowie alle humanen und animalischen Influenzaviren einschließlich H5N1, H1N1.
SONETT OHG, November 2009 (Abbildungen: Sonett)

Selbstverständlich ist dieses (oder ähnliche Produkte) auch eine prima Maßnahme für den Privat-Haushalt, damit wir bei uns und unseren Kindern weniger Allergien züchten durch fragwürdige antibiotika-ähnliche Desinfektionsstoffe wie Triclosan und die Resistenzen der Mikroben nicht unnötig fördern.
Wie Thomas im MRSA-Beitrag anmerkte: Natürlich sollten wir kein Ende der Antibiotika ausrufen, sondern diese nur noch einsetzen (dürfen), wo sie wirklich nötig sind. Alles andere, vor allem die Reinigung und Vorsorge, kann bestens mit ätherischen Ölen erfolgen. Dafür hat die Natur sie geschaffen, wenn auch 'nur' zur Gesundheitspflege der sie produzierenden Pflanzen. Als seit Jahrtausenden 'pflanzenfressende' Wesen hat der menschliche Körper diese nützlichen Moleküle jedoch bestens einzusetzen gelernt.

PS zum Kommentar von Anonym: Leider ist das Zeug keine Geldverschwendung, wenn es um die Arbeit an öffentlichen Pflege-Institutionen geht. Die benötigen aus haftungsrechtlichen Gründen bestimmte genormte Nachweise. Und diese Tests mit samt den Stempeln und Zertifikaten kosten leider viel Geld. Natürlich mische ich mir zu Hause meine ähnlichen Mittelchen selbst oder nehme Grapefruitkernextrakt für Desinfektionszwecke, aber Privatverwendung darf nicht mit dem Einsatz in Institutionen verwechselt werden. Und in diesen sind die kranken Menschen oft schier unzumutbaren Hygienevorschriften ausgesetzt, und den daraus folgenden üblen Gerüchen, die der Seele nicht gut tun.

Donnerstag, 28. Januar 2010

Aromatherapy in Japan



So my Japanese friends, this is my book translated for you!



I hope you like it.



And I wish you a lovely course with Margret Demleitner in Tokyo.



You can order my book at Wiese in Tokyo.

Pflanzenbücher

Wer schon immer eines der schönen Pflanzenbücher von der fotografierenden Apothekerin Christina Giehs-Klos anschaffen wollte, kann hier bei Nicole fündig werden. Sie hat - nach einem Vor-Frühjahres-Putz auch noch ein paar andere Duft-Bücher zu verkaufen. Abbildung Nicole Dorner
Nicole machte mich darauf aufmerksam, dass das von mir vorgestellte Buch von Prof. Hatt nicht sein neues Buch sei, sondern die Taschenbuchversion von "Das Maiglöckchenphänomen". Seltsam, dass der Titel so irreführend verändert wurde.

Mittwoch, 27. Januar 2010

Riechen & schnüffeln: es menschelt


Am Wochenende zappte ich eher gelangweilt durch die Kanäle, um eine Untermalung für meine Strickarbeit zu finden. Ich entdeckte ein bekanntes Gesicht: Prof. Dr. Dr. Dr. Hanns Hatt, der bekannte Geruchsforscher in der Ruhr Universität Bochum, über den ich bereits hier und hier berichtete. Er stellte in der NDR-Talkshow sein neues Buch vor Niemand riecht so gut du vor (Piper, 9,95 Euro, auf Abbildung oder Link klicken). Es war interessant zu beobachten, wie die anderen Gäste ständig wie pubertierende SchülerInnen kicherten und witzelten, wenn Herr Hatt seine wissenschaftlichen Erkenntnisse über zwischenmenschliche Gerüche und Wahrnehmungen eher sachlich schilderte. Manchmal konnte der Gelehrte gar nicht richtig ausreden, weil immer wieder jemand 'seinen Senf' dazu geben musste. Ein Thema das berührt.
Auch Prof. Dr. Bettina Pause von der Uni Düsseldorf forscht mit Düften, allerdings nicht auf der zellulären Ebene wie ihr Kollege, sondern aus Sicht der experimentellen Psychologie. Eines ihrer Bücher lautet: Über den Zusammenhang von Geruch und Emotion und deren Bedeutung für klinisch-psychologische Störungen des Affektes (antiquarisch erhältlich). In ihrem Institut werden und wurden spannende Diplomarbeiten geschrieben, wie man hier lesen kann. Sie hat im Fachbuch Experimentelle Emotionspsychologie (Wilhelm Janke & al, Papst 2008, 65 Euro, auf Abbildung oder Link klicken) einen tollen Beitrag über die Rolle der Geruchswahrnehmung geschrieben. Danke für den Tipp, lieber Manfred (er ist ein ehemaliger Kursteilnehmer von mir, der eine Geruchs- und Geschmackschule in Nord-Deutschland führt!

PS Wer Prof. Hatt einmal live erleben möchte - ich kann seine humorvollen und dennoch sehr fundierten Vorträge nur wärmstens empfehlen, sollte sich den 15. Oktober reservieren, er (und auch Ruth von Braunschweig, ich sowie andere lohnenswerte Vortragende) wird im Rahmen der "Fachtagung Ätherische Öle in der Psychiatrie"an der Uni Basel seine spannenden Erkenntnisse vorstellen. Infos dazu bei Regula Rudolf von Rohr:  Regula.RudolfvonRohr (at) upkbs.ch (Spamschutzmaßnahme, Adresse im eigenen E-Mail-Programm korrekt mit @ und ohne Leerzeichen schreiben).

Freitag, 22. Januar 2010

Ätherische Öle bei MRSA


Ein Kieler Mediziner, PD Dr. Dr. Patrick Warnke, der mit australischen Kollegen zusammen arbeitet, hat mehrere Fallberichte veröffentlicht, in denen aufgezeigt wurde, dass eine von ihnen entwickelte und standardisierte Ätherisch-Öl-Mischung aus Lemongras, Eukalyptus, Teebaum, Gewürznelke und Thymian (ich berichtete hier über seine Rezepturen). Wer englisch kann, findet hier die Studie samt Kritikpunkten und Antworten der Autoren zur Kritik zum kostenlosen Herunterladen. In einem Zeitungsartikel im Guardian findet man eine leichter zu verstehende Zusammenfassung. In einer neuen Veröffentlichung plädiert Prof. Warnke dafür, dass ätherische Öle die neue Medizin gegen schwer oder nicht bekämpfbare Erreger werden müssen [Warnke PH, Becker ST, Podschun R, Sivananthan S, Springer IN, Russo PA, Wiltfang J, Fickenscher H, Sherry E. (2009). The battle against multi-resistant strains: Renaissance of antimicrobial essential oils as a promising force to fight hospital-acquired infections. Journal of craniomaxillofacial surgery, 37(7), 392-397]. Der Autor des sehr informativen Aromatherapie-Blogs der amerikanischen Firma Floracopeia ruft für das Jahr 2010 sogar das Ende der Ära der Antibiotika aus.
Eigentlich liegt es so sehr auf der Hand:  Seit den späten Siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts haben wir mit immer besser werdenden Labormöglichkeiten und Darstellungsapparaturen mehr als genug nachweisen können, wie zuverlässig ätherische Öle die meisten Mikroorganismen reduzieren oder gar abtöten können. Man braucht also wirklich nicht daran zu glauben, sondern einfach einige der zahlreichen Studien (sicherlich nicht nur hunderte, sondern wesentlich mehr an der Zahl) zu konsultieren. Und einen Arzt oder Apotheker finden, der einen im Falle einer Infektion entsprechend zu unterstützen zu bereit ist. Auch wenn Studien nicht die ganze Wahrheit über Naturheilmittel beinhalten, hilft vielleicht das Ausdrucken eines solchen Papieres und es dem Mediziner zu überreichen. Das Foto zeigt eine Manuka-Blüte im Juni (Leptospermum scoparium), die Blätter dieses Strauches werden zu einem der hoffnungsvollsten ätherischen Öle destilliert, was schwer zu bekämpfende Keime betrifft.

PS Kurse und Vorträge in Deutschland stehen auf der Homepage meiner Website, die neuartige Profi-Ausbildung wird in Bad Camberg im Taunus (an der A3 zwischen Limburg und Frankfurt) stattfinden, die Termine werden demnächst bekannt gegeben. Sie wird in unabhängig zu buchenden Unterrichtseinheiten stattfinden, so dass man diese mit Themenschwerpunkten wie 'Ätherische Öle bei Demenzerkrankungen' oder 'Aromatherapie in der Palliativpflege' einzeln buchen kann.

Montag, 18. Januar 2010

Aromatherapie in Österreich und Schweiz




Wer mehr über Kumarine, Methyleugenol, Palliativpflege mit ätherischen Ölen, klinische Studien, psychische Wirkung auf "Gehirn-Botenstoffe", Schmerzlinderung mit duften Maßnahmen und noch ganz viele Fragen über die dufte Welt der Aromatherapie beantwortet haben möchte, hat demnächst mehrere Möglichkeiten, meine Vorträge, Seminare und auch eine ganze Ausbildung mit mir in Österreich zu erleben:

  • 13.-14. Februar 2010: Wissenschaftliche Studien über die Anwendung von ätherischen Ölen bei Schmerzen, Krebserkrankungen, MRSA, Konzentrationsproblemen und vielem mehr. Ort: Springer Schlössl Wien. Infos und Anmeldung hier.
  • 17. Februar 2010: Ein Nachmittag über ätherische Öle in Schönheitspflege und Krankenpflege im Naturkosmetik-Geschäft Haut und Seele. Ort: Linz. Infos hier.
  • 20.-21. Februar 2010: Die faszinierende Welt der freundlichen Duftmoleküle. Interaktiv und leicht verständlich erkläre ich die Zusammenhänge von Molekülaufbau und speziellen Wirkungen der ätherischen Öle. Wie finde ich die Haltbarkeit eines Öles heraus, wie weiß ich, ob es sich mit Medikamenten verträgt, wie kann ich von den Inhaltsstoffen auf die Wirkungen und ggfs. auch auf unerwünschte Nebenwirkungen bei bestimmten Patientengruppen schließen, welche Duftmoleküle entsprechen unseren "Glückshormonen" im Gehirn u.v.m. Kurzum alles Wichtige, um verantwortungsvoll das Beste aus diesem faszinierenden Bereich der Phytotherapie zu machen. Ort: Feldkirch/Vorarlberg. Infos und Anmeldung hier.
  • 12.-14. März 2010: Start der neuen Profi-Ausbildung zur/m ärztlich geprüften AromapraktikerIn in zwölf Dreitage-Blöcken (über zwei Jahre verteilt) in Wien. Infos hier, Anmeldung und Fragen bei Waltraud Reischer waltraud.reischer (at) aon.at  
  • 26.-28. März 2010: Start der neuen Profi-Ausbildung zur/m ärztlich geprüften AromapraktikerIn in zwölf Dreitage-Blöcken (über zwei Jahre verteilt) in Chur. Infos hier, Anmeldung und Fragen bei Sandra Zysset sandra.zysset (at) gmail.com
  • 24.-25. April 2010: Die faszinierende Welt der freundlichen Duftmoleküle. Interaktiv und leicht verständlich erkläre ich die Zusammenhänge von Molekülaufbau und speziellen Wirkungen der ätherischen Öle. Wie finde ich die Haltbarkeit eines Öles heraus, wie weiß ich, ob es sich mit Medikamenten verträgt, wie kann ich von den Inhaltsstoffen auf die Wirkungen und ggfs. auch auf unerwünschte Nebenwirkungen bei bestimmten Patientengruppen schließen, welche Duftmoleküle entsprechen unseren "Glückshormonen" im Gehirn u.v.m. Kurzum alles Wichtige, um verantwortungsvoll das Beste aus diesem faszinierenden Bereich der Phytotherapie zu machen. Ort: Uster/bei Zürich. Infos und Anmeldung hier.
  • 26. April 2010: Ätherische Öle bei Schulterverspannungen und Kopfschmerzen mit Indian Head Massage. Ort: Uster/bei Zürich. Infos und Anmeldung hier.

Freitag, 15. Januar 2010

Cumarine und Fur(an)ocumarine

Ergänzend zum letzten Eintrag möchte ich kurz erläutern, dass die untersuchten Furocumarine Moleküle sind, die von den Cumarinen abgeleitet sind, also so genannte Cumarinderivate. Der Name Cumarin kommt von Cumarú, das ist der brasilianische/spanische Name für die Tonkabohne, die Frucht eines Urwaldbaumes, der mit unseren Erbsen, Bohnen aber auch Mimosen- und anderen Akazienbäumen verwandt ist (Foto). Cumarin wurde erstmals 1822 daraus extrahiert. Ihr fein duftender, an Vanille erinnernder Extrakt, enthält 60 Prozent Cumarin und wirkt extrem entkrampfend und schmerzlösend, wenn das Schmerzgeschehen psychologische Hintergründe hat. Äußerlich angewendet kenne ich keine Kontraindikationen. Im Klinikum Neuperlach wurde ein Tonka-Schmerzöl entwickelt, welches sogar bei Tumorschmerzen Linderung verschaffen kann (mit Atlaszeder, Orange und Lavendel) Sind hier Neuperlacherinnen unter den Leserinnen? Wer weiß die genaue Rezeptur? Darf sie veröffentlicht werden?



Cumarin (auch 1,2-Benzopyron, o-Cumarsäurelacton) ist auch für das Aroma des (angetrockneten) Waldmeisterkrauts verantwortlich, ebenso für frisches Heu, Cumarine sind besonders reichlich im Ruchgras enthalten und zu knapp 5 Prozent im ätherischen Öl des chinesischen Cassiazimtes (Cinnamomum aromaticum). In diesem gemahlenen Zimt sorgte es auch in Anti-Diabetes-Mitteln und sogar in Weihnachtsgebäck für negative Schlagzeilen. Im teureren Ceylonzimt (Cinnamomum zeylanicum) ist es nicht oder nur in Spuren enthalten.
Die Menge für die innere Aufnahme von Cumarin ist in Deutschland und auch in den USA reglementiert. Noch vor dem zweiten Weltkrieg gehörte etwas geriebene Tonkabohne in den Weihnachtstollen und den Fruchtsalat, diese leckere Mode ist vorbei, seitdem uns Angst vor der krebsauslösenden Wirkung gemacht wird. Es sind allerdings nur winzige Spürchen der Bohne nötig, um einer Süßspeise das feine Aroma zu verleihen. Und auch um die glücklichstimmenden Neurotransmitter im Gehirn zu aktivieren.



Furocumarine sind sozusagen erweiterte oder ausgebaute Cumarine, sie haben neben dem beiden Molekülen gemeinsamen Benzenring (rot markiert) noch einen Furanring aufzuweisen. Dieser macht das Molekül sehr aktiv, insbesondere unter bestimmtem UV-Licht. Furocumarine gelten zur Zeit aufgrund von Tierexperimenten als auch als krebserzeugend, wie im letzten Post jedoch gesehen, auch als krebsvermindernd oder gar -verhindernd. Vielleicht gilt hier mal wieder der abgedroschene Spruch, dass die Dosis das Gift macht. In ätherischen Öle sorgen sie für eine bessere Haltbarkeit der Zitrusschalenöle, da sie antioxidativ wirken und sie verstärken die entkrampfende Wirkung von Estern. Sie werden in der Psoriasis-Therapie medizinisch genutzt.

Mittwoch, 13. Januar 2010

Ätherische Öle gegen Tumore



Bei einem meiner regelmäßigen Telefonate mit Dr. Dietrich Wabner berichtete er mir von seinem isländischen Kollegen Steinthor Sigurdsson, der Pflanzen auf ihre Antitumor-Wirkung hin untersucht(e). Er befasste sich u. a. intensiv mit Angelica archangelica. Die Furocumarine im Öl - vor allem Imperatorin - und Extrakte aus den verschiedenen Teilen dieser traditionell viel eingesetzten europäischen Heilpflanze werden vom pharmazeutisch-medizinischen Establishment derzeit heftig attackiert. Sigurdsson fand heraus, dass sie eine deutliche Wirkung gegen manche Tumore zeigen (antiproliferativ und Apoptose [Zelltod] fördernd). Im Reagenzglas, an krebskranken Mäusen aber auch an freiwilligen Betroffenen ausprobiert. Unabhängig davon, welcher Chemotyp an Angelikaölen eingesetzt wurde. Es geht um Brustkrebs und um Bauchspeicheldrüsenkrebs.
Zudem docken diese verteufelten Inhaltsstoffe an die menschlichen Benzodiazepin-Rezeptoren an und wirken somit ähnlich anxiolytisch (angstmindernd) wie bestimmte Psychopharmaka. Auch zeigen sie eine deutlich lebensverlängernde Wirkung auf Zellen, welche mit diversen Viren infiziert wurden (Erkältungsvirus, Coxsakie-Virus und RS-Virus). [Sigurdsson S, Ogmundsdottir H, Hallgrimsson J, Gudbjarnason S. (2005). Antitumour activity of Angelica archangelica leaf extract.] Die Furocumarine zeigten eine Anti-Acetylcholinesterase Wirkung, so dass Angelikawurzelöl vermutlich bei Menchen mit demenziellen Erkrankungen unterstützend und gedächtnisfördernd eingesetzt werden kann, sie wirken auch als Kalziumantagonist, können also verkrampftes, schmerzendes und minderdurchblutetes Gewebe lockern.
Wer englisch kann, findet hier eine wunderbare Powerpoint-Präsentation zu den Tugenden des "pflanzlichen Erzengels"Angelika. Hier gibt's eine seiner Studien als PDF-Datei, auch in englisch.
Übrigens: Wer Firefox als Browser benützt, kann sich ein automatisches kostenloses Übersetzungswerkzeug runterladen und als Leiste am Browserfenster installieren, die Texte werde zwar nicht grandios aber man erkennt den Sinn.

Sonntag, 10. Januar 2010

Fachbuch auf Japanisch



Ich verstehe zwar etliche Sprachen, doch leider kein Japanisch. Mein Fachbuch ist nun auf japanisch (bei Öleimporteur Wiese) erschienen und ich bin gerade dabei, über 200 Autogrammkarten zu unterschreiben. Sie wurden mir vor Weihnachten per Kurier zugeschickt, kamen leider erst vorgestern an. Morgen müssen sie flugs wieder nach Tokyo zurück geschickt werden, damit die ersten KäuferInnen den Bonus einer hübschen von mir unterschriebenen Karte bekommen. Nette Idee, danke Frau Tezuka für die engagierte Übersetzung! Irgendwann werde ich auch mal vorbei schauen, ich wollte schon immer mal das Land der untergehenden Sonne und der vielen Studien über Düfte und Riechen kennen lernen.


Dienstag, 5. Januar 2010

Palo Santo: Heiliges Holz



Ich liebe das Internet (wenn weder Leitung noch Computer verrückt spielen). Vor Kurzem 'unterhielten' sich Cristina von Aromandina in den USA und ich per Facebook und E-Mail. Am 29.12. kündigte sie mir Öleproben ihrer Firma an. Heute wurden sie bereits vom Postboten - trotz Glatteis auf unserem abschüssigen Sträßchen - geliefert. Er muss sie gerochen haben, denn bereits beim Öffnen kam mir ein balsamisch-eukalyptischer Duft entgegen.



Cristina stammt aus Ecuador, besuchte dort zwischen Kolumbien und Peru die deutsche Schule (so dass sie das hier gut lesen kann!!! ;-) und lebt nun in den USA, wo sie ätherische Öle aus der Andenregion vertreibt.



Da ich ja in den Anden geboren wurde, kamen wir ins 'elektronische Gespräch'.



Sie fragte, ob ich das ätherische Öl von Palo Santo kenne. Ich habe natürlich schon öfters davon gehört, es ist als Räucherware bekannt. Doch das Öl kannte ich bis heute nicht. Es gibt in der spanischsprachigen Welt viele unterschiedliche Bäume mit dem Volksnamen Palo Santo, so dass wir uns erst mal über den wissenschaftlichen Namen der von ihr gemeinten Pflanze verständigen mussten.

 

Der Baum Bursera graveolens ist mit dem Weihrauch- und dem Linaloebaum verwandt (Abb: wiki commons by Haplochromis). Der Gattungsname Bursera kommt von bursa, der Beutel/die Tasche und bezieht sich auf die Behälter in der Pflanze, in denen sich die aromatischen Substanzen befinden. Graveolens, diesen beschreibenden Artnamen kennen wir beispielsweise auch von Pelargonium, der Duftgeranie, er bedeutet "stark riechend/duftend" (gravis=stark/schwer/heftig und olere=riechen, Eselsbrücken: Gravitation, die Schwerkraft, Odol gegen Mundgeruch ;-).

 

Er wächst in eher trockenen Wäldern und sieht etwas knorrig und gabelig aus. Die beiden Fotos stammen von den Galapagos-Inseln, welche zu Ecuador gehören und durch Charles Darwin berühmt wurden. Das ätherische Öl aus dem zerkleinerten Holz hat eine ungewöhnliche Zusammensetzung: Limonen, beta-Bisabolen, Carvon, trans- und cis-Carveol. Dazu vier bislang recht unbekannte Substanzen: (-)-Juneol, Dihydrojuneol, sowie eine seltene Eudesmen-Verbindung und eine ebenso seltene Eudesman-Verbindung (Sesquiterpenoide). Der Duft ist irgendwie unbeschreiblich, er erinnert mich an südamerikanische Gerüche in Häusern, vermutlich war ein Teil der Inneneinrichtung sie aus diesem begehrten Möbelbau-Holz hergestellt: etwas Lavendel, etwas Sandelholz, etwas Kümmel, etwas Zeder (Abb: wiki commons by balabiot).
Aromafachfrau Gabriela Stark beschreibt hier die Wirkung des Heiligen Holzes als Räucherware. Wer hat bereits Erfahrungen mit diesem ätherischen Öl?

Montag, 4. Januar 2010

Aromatogramm - reproduzierbarer Nachweis



Beim Durchforsten meines Fotoarchivs begegnete ich heute mal wieder diesen schaurig-schönen Motiven. Sie zeigen Aromatogramme, mit denen überprüft wird, wie stark ein ätherisches Öl gegen bestimmte Mikroorganismen (Pilze und bestimmte aerobe [luftliebende] Bakterien wirkt. In einem meiner Kurse hatten wir die Gelegenheit, diese Wirkweise von zwei ätherischen Ölen und einer Ätherisch-Öl-Mischung mit eigen Augen zu sehen. Auf dem oberen Bild kann man ganz gut erkennen, was die entsprechende Öle bei einer Staphylokokkus-aureus-Kultur, angerichtet haben: Die dunkle Fläche rund um das mit den jeweiligen Ölen löschpapierartige Plättchen besteht aus toten Mikroben. Dieser "Hof" wird von den Mikrobiologen in Millimeter gemessen und mit +++ markiert. Je größer dieser ist, desto mehr Kreuzchen bekommt das Öl, weil desto stärker antibakteriell wirkt es.
Dieser Test ist wissenschaftlich anerkannt, da er auch bei der Überprüfung von Antibiotika eingesetzt wird (Antibiogramm). Er erfüllt die geforderten Kriterien nach Reproduzierbarkeit, vorausgesetzt, es werden immer die selben Öle, dh derselben Firma und möglichst sogar derselben Charge verwendet.

 

Zurück zu den Fotos: Kunzea ericoides (Kanuka) zeigt eine nicht allzu große Effektivität gegen diesen speziellen Stamm des Staph. aureus (ganz oben) und richten rein gar nichts gegen Escherichia coli aus (Mitte). Lavandula angustifolia (Lavendel) wirkt deutlich stärker - zumindest gegen Staph aureus, nicht so doll wirkt es gegen E. coli. Der große "Bakterienfriedhof" befindet sich beide Male bei einer Öle-Mischung namens "Quarkmischung". Sie wird in einer Münchener Klinik mit Quark vermischt bei bestimmten Entzündungen wie Venenentzündungen, als Auflage eingesetzt. Sie besteht aus Lavandula agustifolia, Thymus vulgaris Ct. Linalool und Thymol (zwei Thymiantypen).
HeilpraktikerInnen und Ärzte könnten also Abstriche von Körpersekreten an ein Labor schicken und feststellen lassen, welche Öle dem individuellen Patienten in aktuellen Krankheitsfall helfen würden. Freilich zählen beim Ergebnis nicht unbedingt Duftvorlieben der/des Patienten, es geht ja nicht um Wohlfühlaromatherapie, sondern man möchte Keime bekämpfen, gegen die beispielsweise Antibiotika machtlos sind. In Süddeutschland bekommt man Infos zum Aromatogramm in der Olympia Apotheke in Karlsruhe, beim Hessischen Ärzteverband kann man Unterlagen von Inhaberin Apothekerin Dorothea Hamm kostenlos runterladen. Mehr im Norden kann das Labor Hauss in Eckernförde weiter helfen.
Hier kann nochmals in meinem Text von Ende April 2009 nachgelesen werden, wie die (seinerzeit) Schülerin Ute Runkel mit Hilfe von hunderten von Aromatogrammen nachweisen konnte, dass ätherische Öle wirkungslose Antibiotika "wieder wecken" können. Ute hat übrigens inzwischen ihr Studium beendet und hat vor zwei Wochen geheiratet; sie heißt nun Stumpf mit Nachnamen, herzlichen Glückwunsch und viel Glück im weiteren Leben zu zweit!