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Dienstag, 3. November 2009

Avocado-Wundersalbe - oder auch nicht


In der FAZ vom 25. Oktober bekommt man im Artikel Rosarot ist die Hoffnung über die Zulassung oder Nicht-Zulassung einer schlichten Salbe aus Vitamin B12 und Avocadoöl einen guten Eindruck, wie über solche Mittel gedacht, geprüft, berichtet und geschrieben wird. Es geht vor allem darum, ob es sich bei diesem Produkt um ein Medikament oder um ein Medizinprodukt handelt, was bei den Zulassungverfahren einen riesigen Unterschied - vor allem finanzieller Natur - ausmacht. Bei Medikamenten sind jahrelange, wenn nicht sogar ein Jahrzehnt lange Sicherheits- und Wirksamkeitsnachweise nötig und es können bis zu dreistellige Millionen-Euro-Beträge dabei benötigt werden. Dafür darf bei Erfolg mit dem Hinweis oder gar Versprechen "wirkt gegen Krankheit x y" oder "heilt yx-itis" geworben werden. Medizinprodukte benötigen nur eine eine Erlaubnis - eventuell mit dem Nachweis, dass sie nicht schädigend wirken.
In dem langen Artikel fiel mir ein Satz eines Dermatologen ins Auge, der tief blicken lässt: Markus Stücker, der das Produkt prinzipiell positiv sieht: "Wenn jetzt allerdings rüberkommt, dass es ein Allheilmittel gegen Neurodermitis und Schuppenflechte gibt, das alle anderen überflüssig macht, wäre das schädlich."
Das erinnert an die vergeblichen Kämpfer an der Medizinfront, die eine recht sichere und nebenwirkungsarme Prophylaxe gegen Malaria durchsetzen wollten oder kürzlich der deutsche Arzt, der ein Verfahren entwickelt hat, um ohne Stanzbiopsie Prostatakrebs viel sicherer nachweisen zu können, als es mit der herkömmlichen Methode möglich ist. Er wurde fertig gemacht und hat inzwischen von seinem Vorhaben Abstand genommen. Bitter für all die Männer, bei denen in Zukunft weiter gestanzt wird. (Weiß jemand, wo darüber berichtet wurde? Ich habe es vor zwei oder drei Wochen gelesen, weiß aber nicht mehr wo.)


Auch obiger Satz aus dem Deutschen Ärzteblatt ist ein guter Einblick in die Abgründe des westlich-kapitalistisch orientierten Gesundheitssystemes. Ich habe ihn seit vielen Jahren als eine Art Mahnmal über meinem Schreibtisch hängen.
Nicht dass wir uns missverstehen: Ich habe durchaus nichts gegen einen sinnvollen und angebrachten Einsatz der modernen Medizin. Gerade wenn es um lebensrettende Maßnahmen geht, kann man mit modernen Methoden zweifelsfrei oft schneller agieren als mit naturheilkundlichen Methoden. Mich ärgert nur die Arroganz und die Gier, mit welcher Menschen als Versuchskaninchen und Dukatenesel betrachtet und gewünscht werden.
Zurück zur einfachen Avocadosalbe, hier ist das Selbermachen einfach, preiswert und in den meisten Fällen hilfreich. Man mische in einem peinlich sauberen Schraubgläschen in einem nicht zu heißem Wasserbad (45 Grad C reichen aus) oder auf einem Heizkörper folgende Öle:
  • 30 ml Sheabutter (hoher Anteil an Unverseifbarem, macht die oberste Hautschicht weich und wirkt entzündungshemmend)
  • 15 ml Avocadoöl (mittlerer Anteil an Unverseifbarem, macht die Haut weich und wirkt entzündungshemmend)
  • 30 ml Nachkerzenöl (oder Borretschsamenöl) (enthalten einen hohen Anteil an dreifach ungesättigten Fettsäuren, welche die Elastizität der Haut wieder herstellen können und dem Juckreiz entgegen wirken können)
  • 2 ml Sanddornöl (sehr vitaminreich, auch Vitamin B12, schützt vor freien Sauerstoffradikalen im Blut, die bei Neurodermitis das Krankheitsgeschehen verschlimmern)
wenn gewünscht, nach Abkühlen dazugeben:
  • drei Tropfen Lavendel fein (Lavandula angustifolia)
  • ein Tropfen Kamille blau (Matricaria recutita) oder Rose (Rosa damascena destilliert)
  • ein Tropfen Weihrauch (Boswellia serrata oder B. sacra)
  • ein Tropfen Cistrose (Cistus ladanifer) (danke Thomas !)
Nur mit sauberem Spatel entnehmen und spätestens nach drei Monaten aufbrauchen. Bei starken Juckreiz betroffene Stellen vorher mit alkoholfreiem Rosenhydrolat befeuchten und dann Salbe vorsichtig einreiben. Diese Salbe pflegt auch "einfach so" bei wintertrockener und empfindlicher Haut.

7 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hej,
mein Papa ist sehr schwer krank und hat einen "cardialen Totalschaden". Sein Körper ist in einem erbärmlichen Zustand - Papa ist immerhin 87 !!!
Bei einer Herzkatheteruntersuchung wurde eben die obige Diagnose gestellt und eigentlich wäre er direkt aus dem Katheterlabor auf dem OP-Tisch gelandet. Unsere Ärzte haben es aber nicht gemacht, denn die OP hätte er vielleicht noch überlebt, aber wer weiß, wie lange er auf der Intesivstation zum Sterben gebraucht hätte. Nun ist er mit anderen Medikamenten nach Hause entlassen worden und kann noch leben. Ich hab dem Katheterlabor ein wunderschönes Bild mit folgendem Spruch geschenkt:"Man muss nicht immer neue Wege gehen, man kann auch alte Wege neu entdecken." und am Rand auf dem Glas steht ein Danke, dass sie nicht den medizinisch machbaren, sondern den menschlich möglich Weg gewählt haben. Sie haben sich gefreut...
Und mein Papa ist Privatpatient ;)

Es geht anders wie man sieht, aber leider viel zu selten.....

Denise :-) hat gesagt…

Super, Eliane, dass Du das Neurodermitisrezept veröffentlichst!

Wer noch Informationen über die Vorgehensweise der Pharmaindustrie haben möchte, kann dies unter folgender Adresse tun:
http://www.daserste.de/doku/beitrag_dyn~uid,0e3vjlffhxxdf3s3~cm.asp
Der Film war beeindruckend, wenn auch für AromapraktikerInnen nicht wunderlich.

Liebe Grüsse und viel Freude beim Crèmebasteln und noch mehr beim Anwenden.

Denise

Thomas Krummer hat gesagt…

Auch wenn ich sicher nicht der Beste Freund der Pharmazeutischen Industrie bin, muss man noch anmerken, dass diese Sache wieder ein gefundenes Fressen für die Medien war, die man ausschlachten kann ohne Ende, und jeder macht mit. Lenkt auch mal ein bischen von Wirtschaftskrise und Schweinegrippe ab. Nächste Woche kommt dann vielleicht wieder der Gammelfleischskandal oder etwas über die gefähhrlichen Heilpraktiker.
Selbst wenn diese Salbe jetzt produziert wird, kommt die Ernüchterung bald. Denn es wird doch niemand glauben, dass man mit einer einfachen Salbe Neurodermitis heilen kann?!
Ich hätte im obigen Rezept noch Cistrose verarbeitet.

Thomas

Kordula hat gesagt…

Liebe Eliane,
es ist wirklich um aus der Haut zu fahren. Dabei wissen die Wissenschaftler und die Pharmaindustrie ja sehr gut um die positive Wirkung der Öle.
Ich habe im Öktober noch einen Beitrag über Neurodermitis gelesen.
Dort steht, Aufgrund der genetischen Veranlagung reagiert das Immunsystem von Neurodermitikern extrem stark auf äußere Reize. Auslöser ist oftmals der Defekt eines Enzyms, das die Umwandlung von Linolensäure in die Gamma-Linolensäure vollzieht. Der daraus resultierende Mangel an dieser wichtigen Fettsäure wird zur Ursache einer Störung in der Immunreaktion und für eine Entzündungneigung der Haut.Die im Nachtkerzenöl enthaltenen mehrfach ungesättigten Fettsäuren verändern das Muster der Körpereigenen Botenstoffe, die an der Entzündung beteiligt sind. So wird deren Linolensäure vom Körper nach Bedarf in die Gamma-Linolensäure umgewandelt.
Welt der Wunder 10.0.9
Quelle: US-Studie die im "American Journal of Clinical Nutrition" herausgebracht wurde.
Aber es wäre ja viel zu einfach

Aromula hat gesagt…

Mut zur Selbsthilfe! Aufklärung über die gernzenlosen Möglichkeiten, sich und seinen Lieben selber zu helfen, das sehe ich als unsere Aufgabe. Die Pharmaindustrie und den ganzen Gesundheitsapparat können wir nicht ändern, aber unser Verantwortungsgefühl für unseren Körper! Selbstheilung ist noch nicht verboten! Ein bitterer Beigeschmack bei der immer populärer werdenden Aromatherapie und ähnlichen Selbsthilfeverfahren ist allerdings der zu befürchtende Gleichschritt mit der sogenannten Schulmedizin: Professionalisierung schafft neue Hürden zur Selbsthilfe, neue Autoritäten und behindert durch drohende gesetzliche Reglementierung den objekitven Wissens- und Erfahurngsaustausch unter selbstbewussten, aufgeklärten medizinischen Laien. Daher sollten wir peinlich drauf achten, jede Wundermittelrhetorik zu vermeiden. Danke für den sehr sachlichen Beitrag, Eliane!
Liebe Grüße von Ula

Regina Podewils hat gesagt…

ich habe mir den Bericht im Fernsehen angeschaut. Es ist nicht zu fassen, daß eine Salbe die nachweislich gegen Neurodermitis hilft keine Firma gefunden hat die diese Salbe herstellen will. Aber der Erfinder kämpft weiter obwohl er schon arm ist von den Entwicklungskosten u.s.w.
Es hat mich gewundert daß diese Sendung ausgestrahlt wurde.
LG
Regina

Angelika W. hat gesagt…

Hallo Eliane,
nimmt man für die Salbe Sanddornfruchtfleischöl oder Sanddornkernöl?
Herzliche Grüße
Angelika Weigand