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Freitag, 15. Mai 2009

Die Dosis macht das Gift



Das Öl von Gaultheria procumbens (G. fragrantissima) besteht fast nur aus Methylsalicylat (aromatischer Ester = Phenylderivat). Dieser Stoff wirkt genau wie die Acetylsalicylsäure in Aspirintabletten als so genannter COX-Hemmer (Cyclooxidase). Diese Gruppe von Medikamenten unterdrückt also einen Stoff, der u. a. entzündungsfördernde und schmerzfördernde Prostaglandine im Gewebe auslöst. Diese werden vom Körper aus der beispielsweise in Fleisch vorkommenden Arachidonsäure synthetisiert.

Lange Jahre schreckten us-amerikanische Warnungen bezüglich Methylsalicylat in Wintergrünöl  AromatherapeutInnen vom Gebrauch dieses nützlichen Öles ab. 14 g Wintergrünöl  – innerlich – können bereits tödlich wirken, für ein Kind wirken geschluckte 4 ml tödlich. Die IFRA (International Fragrance Research Association) lehnt es für die Parfümherstellung ab. Dennoch ist es für den menschlichen Konsum zugelassen. Der medizinisch-frische Geschmack und Geruch von Wintergrün ist in den USA fast omnipräsent. Von vielen Zahnpastamarken über Mundwässer, Softgetränke, Kaugummi und andere Süßigkeiten ist er in sehr vielen Produkten enthalten. Meistens in synthetischer Form. So dass es viele dokumentierte Vergiftungsfälle gibt, wo eine Überdosierung von Methylsalicylat eine Rolle spielt.

Wendet man Wintergrünöl in einer in der Aromatherapie üblichen Verdünnung von 0,5-1 Prozent bei akuten Schmerzzuständen an, hat man damit eines der schmerzstillendsten Öle überhaupt zur Verfügung. Es ist aus der natürlichen Therapie von Fibromyalgie (Weichteilrheumatismus) kaum noch weg zu denken. Denn es hat gleichzeitig eine entspannende Komponente, die bei dieser Erkrankung, die durch psychogene Faktoren verstärkt wird, für die ganzheitliche Therapie wichtig ist.

Handelsübliche Präparate sind mit 5 Prozent und mehr deutlich höher dosiert und wirken aufgrund ihres Counter-Irritant-Effektes: die Haut wird gereizt und stark durchblutet und es kommt zu einer verminderten Wahrnehmung der Schmerzen. Aspirin und ähnliche Medikamente mit Acetylsalicylsäure haben eine stark schleimhautschädigende Wirkung, so dass sie für viele Menschen nicht magenverträglich sind. Sie können auch nicht durch die Haut aufgenommen werden. Die kleine Methylgruppe am Molekül macht den Unterschied. Dadurch, dass sie das Molekül um ein C-Atom und um drei H-Atome „bereichert“, wird es fettlöslicher und kann dann von der Haut resorbiert werden. Enzyme in der Haut können diese Methylgruppe wieder abspalten, so dass die schmerzlindernde Salicylsäure in Aktion treten kann.

Das ist nicht nur ideal bei rheumatischen Erkrankungen, sondern auch bei Sportverletzungen, denn Wintergrünöl vermindert nicht nur Schwellungen, sondern hilft dabei, dass verletztes Gewebe schneller regeneriert.

>< Wintergrünöl sollte nicht in Verbindung mit Wärmflaschen, Heizkissen oder sonstigen Wärmeanwendungen verwendet werden, auch ist es in der Badewanne gering dosiert zu verwenden (max. 5 Tropfen). Es darf nicht vor Operationen verwendet werden und sollte auch von Menschen, die blutverdünnende Medikamente einnehmen müssen, gemieden werden, da sich ein additiver Effekt einstellen kann (und das Blut dann zu stark verdünnt wird). Es ist nicht für die Anwendung bei Kindern geeignet.

Quellen: Holly Phaneuf, Herbs demystified. New York 2005 · Maria Lis-Balchin: Aromatherapy Science. London 2006 · Monika Werner & Ruth von Braunschweig: Praxis Aromatherapie. Stuttgart 2006

10 Kommentare:

Aromula hat gesagt…

Liebe Eliane,
danke - Du hast mir mit dieser Zusammenstellung mal wieder zum richtigen Zeitpunkt viel Recherchearbeit abgenommen, werde Dich in mein Nachtgebet einschließen und die transkanalische Telepathieleitung ebenso!
Liebe Grüße von Ula
P.S. jaja die Florascents sind wirklich ein oder zwei Sünden wert, hab da noch ein paar mehr bei mir rumstehen, quasi Urlaub für die Aromapraktikerin.

Anonym hat gesagt…

Liebe Eliane, danke für den Post. Sehr interessant. Viele Grüße und ein schönes Wochenende. Lillian

Diana hat gesagt…

Hallo Eliane,

bis vor einem halben Jahr kannte ich Wintergrün kaum. Eine Freundin empfahl es mir als DAS Schmerzöl, welches ich seither immer öfter einsetze. Sogar meiner Mutter mit ihrem sehr schmerzhaften Fersensporn hat es Linderung verschafft.
Ich finde es wirklich bewundernswert mit welchem Engagement Du diesen Blog führst. Vielen vielen Dank für diese Fülle an Informationen, die man hier findet.
Ganz liebe Grüße aus dem verregneten Bayern
sendet Dir
Diana

P.S. Hattest Du meine Mail bezüglich der Teebaumstäbchen bekommen?

Anonym hat gesagt…

Guten Morgen Frau Zimmermann
Herzlichen Dank für Ihren guten Bericht.Werden das Öl jetzt mit mehr Sicherheit benützen, hatte immer etwas bedenken, da es als ausgesprochenes Therapeutenöl gehandelt wurde. Herzlichen Dank nochmal und ein schönes Wochenende.
Mfg. Angelika

Anonym hat gesagt…

Liebe Eliane,
danke für Deine super Arbeit - einen extra Knuddel dafür.

Ich kannte das Wintergrün bis vor kurzem auch nicht. Ich habe die Gelenkeinreibung von Primavera benutzt und war total überrascht von der Wirkung. So habe ich mir Wintergrün als ätherisches Öl besorgt und da meine Schmerzen mich 24 Stunden am Tag begleiten, ist es ein wundervolles Öl für mich.

planetarome hat gesagt…

Liebe Eliane,
herzlichen Dank!!!
Deine Neuigkeiten spornen mich immer wieder an das eine oder andere ätherische Öl mal wieder unter die Lupe zu nehmen und den Kontakt mit Euch allen zu halten.
Obwohl mir nicht immer genügend Zeit bleibt um mit zu reden (schreiben) gehört das regelmäßige Lesen inzwischen zu meinen sonntäglichen Ritualen, fast so wie früher die obligate "Sendung mit der Maus" aber noch viiiiel spannender!
Alles Liebe aus Luxemburg nach Irland oder wo auch immer... Jacqueline

Thomas hat gesagt…

Hallo Eliane,
schöner Artikel. Aber ich möchte auch noch was dazu beitragen. Die Acetylsalicylsäure (=ASS) wirkt hemmend auf die COX, weil die Acetylgruppe auf ein Serinrest des Enzyms übertragen wird. Dazu wird der Weg der Arachidonsäure, als Substrat der COX, in das aktive Zentrum verhindert. So können keine Prostaglandine enstehen und damit wird u.a. der Entzündungs- und Schmerzprozeß gehemmt. Die Acetylgruppe ist also notwendig für die Wirkung. Salicylsäure selbst hat keinerlei hemmende Wirkung auf die COX. Sie dient ledidlich als Prodrug und wird in der Leber weiter metabolisiert, u.a. zu Methoxymethylsalicylat, Hydroxymethylsalicylat und Methylsalicylat. Dieser Derivate haben eine COX-hemmende Wirkung, allerdings nicht so ausgeprägt wie bei ASS. So ist auch die thrombozytenaggregierende Hemmung nur gering.
Offiziell gilt die tägliche Zufuhr von 0,5mg Methylsalicylat/kg KG als unbedenklich. Erwähnt werden immer wieder allergische Reaktionen nach Genuß von Limonaden, Zahnpasta oder Bonbons.
Interessant finde ich noch, das Methylsalicylat noch genuin vorkommt, sondern es sich erst furch Fermentation oder Destillation aus aus der geruchlosen Vorstufe Monotropitosid bildet.

Literatur: Hänsel, Sticher; Pharmakognosie, Phytopharmazie, Springer 2007
Gruß Thomas

ute hat gesagt…

Herzlichen Dank für diesen Artikel.Vor ca.3/4 Jahr lernte ich Wintergrün kennen und inzwischen sehr schätzen. Bedingt durch verschiedene Wirbelsäulenerkrankungen, hatte ich permanent starke Schmerzen. Seit ich u.a. Wintergrün in einem Massageöl anwende (auf 50ml Öl 5°Wintergrün), geht es mir bedeutend besser. Schon lange suchte ich nach weiteren Infromationen dazu.Ätherische Öe und Schmerztherapie interessiert mich sehr. Aber auch die Anwendung in der Altenpflege.
Viele Grüße
Ute Bicker-Nowak

Anonym hat gesagt…

Danke für den Beitrag. Demnächst werde ich das wintergrün-öl bekommen. Mal sehen, ob es meiner Schwester bei ihren Rheumaschmerzen helfen wird. Innerlich nimmt sie seit kurzem Weihrauch. Mal gucken, ob eine Linderung eintreten wird.
Grüße Heidi

Roses hat gesagt…

Hallo!Bin Heilpraktikerin.Habe auch seit Kurzem erst von diesem Öl gehört.Wo gibt es das denn? Apotheke?Bei Primavera ist es nicht gelistet...Danke für die Infos!