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Donnerstag, 2. Juli 2009

Die Bausteine der ätherischen Öle


Ich bin von meiner ersten Sommerreise zurück und bereite mich auf die nächste vor: Wir werden mit den TeilnehmerInnen des einen Kurses zu einem Destillationsseminar fahren, das ich auch noch nicht kenne. Es wird von Herrn Lindemann geleitet, dem Gründer und Inhaber der Ätherische-Öle-Firma Maienfelser und eben dort stattfinden. Ich bin jetzt schon gespannt und ich werde mich den ganzen Tag von neuen Eindrücken und sicherlich auch von vielen neuen Düften inspirieren lassen dürfen.
Anschließend werde ich in der Nähe von München einen Tag über die faszinierenden Inhaltsstoffe der ätherischen Öle erzählen. Das ist mein Lieblingskurs: Den reserviert abwartenden TeilnehmerInnen die vermeintlich so komplizierte Chemie der Düfte in Grundzügen beizubringen. Und am Abend zu sehen, wie die Aaaaahs und Oooohs die Gesichter zum Strahlen bringen, denn es hat gar nicht weh getan. Dieser Kurs ist immer ganz interaktiv (Foto oben: wir stellen ein Benzolring - sechs Kohlenstoffatome mit je vier Bindungsmöglichkeiten und mit drei Doppelbindungen an den Füßen) und lustig gestaltet und dennoch bekommen alle einen Eindruck davon, wie faszinierend die Natur der kleinen Duftmoleküle ist. Und warum sie überhaupt wirken können. Die grundlegenden Wirkungsmechanismen der Aromatherapie sind:
  • Die kleinen Bausteine der ätherischen Öle sind fettlöslich (lipophil). Nur so können sie zunächst durch die fettartigen Strukturen der Hautorgane in den Körper eindringen: Öffnungen der Talgdrüsen und Öffnungen der Schweißdrüsen. Sie können an fast jede Zelle unseres Körpers andocken, da die Zellmembranen (Hüllen) aus einer (fettähnlichen) Lipidschicht bestehen.
  • Ätherische Öle können in Mensch und Tier nur wirken, weil die Moleküle, aus denen sie bestehen, winzig klein sind. Nur so können sie in die Haut und Schleimhäute eindringen und dann im Inneren des Körpers ihre wohltuende Wirkung entfalten (Modell unten: das Ethanmolekül ist winzig klein, es besteht nur aus zwei Kohlenstoffatomen mit je vier Bindungsmöglichkeiten).

  • Viele Moleküle, aus denen ätherische Öle bestehen, sind in ihrer Struktur ganz ähnlich wie Moleküle, mit denen der Körper Informationen verarbeitet: entzündungshemmende Stoffe, Neurotransmitter ("Gehirn-Informations-Hormone"), Geschlechtshormone etc. Die Duftmoleküle können somit Rezeptoren ("Empfangsstationen") an den Zellmembranen besetzen und ähnlich wie unsere Körperstoffe wirken und sie somit unterstützen oder fast ein bisschen ersetzen, wenn Mangel herrscht (Modell: ein Monoterpen besteht aus zehn Vierer-Bausteinen, also Kohlenstoffatomen mit je vier Bindungsmöglichkeiten).
  • Viele Moleküle, aus denen ätherische Öle bestehen, können beispielsweise Kalziumkanäle an unseren Zellmembranen beeinflussen. Diese wirken ein wenig wie "Steckdosen" für die Informationsverarbeitung und wenn der "Stecker" im ätherischen Öl dort andockt, können beispielsweise schmerzhafte Spannungszustände gelöst werden. Das Beispiel Pfefferminzöl ist diesbezüglich inzwischen gut untersucht, so dass man diesem Öl den zungenbrecherischen Fachterminus "Kalziumantagonist vom Dihydropyridin-Typ" gibt. Pfefferminzöl wird darum nicht nur bei schmerzhaften Zuständen des Colon irritabile (Reizdarm) innerlich verschrieben, sondern auch bei Darmspiegelungen eingesetzt, damit das angespannte und enge Organ die oft schmerzhafte Prozedur leichter über sich ergehen lassen kann.
  • Ätherische Öle bestehen aus Molekülen, die dem Organismus des Menschen seit Jahrmillionen vertraut sind. Und genau so lange können sie Zellstrukuren von Bakterien angreifen, Strukturen, die unsere Zellen nicht besitzen. So dass sie für uns ausgezeichnet verträglich sind, für viele Mikroorganismen aber nicht.
  • Ätherische Öle bestehen aus Molekülen, die untereinander agieren können. Das hat den Nachteil, dass die Öle nicht ewig halten bzw. dass manche Öle bereits nach einem Jahr (nach dem Öffnen der Flasche) nicht mehr so hautverträglich sind wie direkt nach der Destillation. Doch der überaus wertvolle Vorteil ist, dass Bakterien sich gar nicht oder nur unter ganz großen Mühen, gegen die "antibiotische" Wirkung vieler ätherischen Öle resistent machen können (Modell unten: Benzen, ein spezieller Sechserring aus Kohlenstoffatomen). Denn die dufte Medizin verändert ihre chemische Zusammensetzung täglich, stündlich, minütlich, natürlich nur im Mikrobereich. Für uns kaum bemerkbar, für die kleinen Plagegeister dagegen erheblich. So dass sie kaum Zeit und Gelegenheit finden, abwehrende Enzyme aufzubauen. Und eben nicht resistent werden können.
Ist das nicht faszinierend? Ich kann mich nicht satt lesen an solchen spannenden Infos über die Chemie der ätherischen Öle! Ich habe mir das Thema einst mit Legosteinen erschlossen und benütze diese verständlichen "Bilder" auch, um die legoartige Welt der Chemie verständlich zu machen. Meine Vorträge zum Thema werden sogar mit einem Duftchemie-Rap zum besseren Merken abgerundet. Mehr dazu am 11. Juli 2009 im wunderschönen Raisting am Ammersee nahe München, Infos und Anmeldung bei Neumond.

13 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

liebe eliane!
danke für die tollen infos und bilder!
ausserdem sind es so schöne erinnerungen an den kurs im letzten september bei euch!
ich freu mich so, dass es wieder weitergeht! (auf blogs zu antworten
ist nicht meine grosse stärke, ich
hoffe sehr, dass es heute klappt)

nur zur info: ich wollte 2008 zur vorbereitung auf die irland-reise
deinen kurs bei neumond besuchen und wurde abgewiesen, da meine firma keine neumond-kundin ist! schade!

sei herzlich gegrüsst von der
bayrisch-salzburgischen grenze!
elfie

Denise :-) hat gesagt…

Liebe Eliane,

Ich finde es immer wieder toll, wie Du Dich mit praktischen bis theaatralischen Beispielen mit der Chemie auseinander setzt! Bin zur Zeit mal wieder in München, wo ich noch immer viele wunderschöne Erinnerungen an die Ausbildung bei Dir habe. Heute abend besuche ich Dietrich Wabners Vorlesung (ein Muss für mich in dieser Stadt) und dieser Tage auch noch zum xten Mal den botanischen Garten.

Ganz viele liebe Grüsse

Denise

Susanne hat gesagt…

So sollte Chemieunterricht sein, ich bin jedesmal wieder über deine einfachen Ausführungen erfreut.
Grüsse.

Nicole Dorner hat gesagt…

Liebe Eliane!

Ich bin schon sehr gespannt und werde auf meinen Gesichtsausdruck achten ;o).

Bis nächste Woche, Nicole

Aromula hat gesagt…

Hey, da komme ich gerade mal wieder zufällig bei Dir ungestreift rein und erfahre , dass Du nach Maienfels kommst! Wann ist denn das? Könnten wir da nicht ein kleines meet and greet arrangieren?
LIebe GRüße,
Ula

Anonym hat gesagt…

Genauso sollte die Biochemie rüberkommen....
und mich machen diese Bilder traurig, da SO die Biochemie eben meistens leider nicht gelehrt wird.

Mach weiter so

Liebe Grüße
Gaby

Anonym hat gesagt…

Liebe Eliane,vielleicht gelingt es mir, diesen Chemiekurs bei Dir nächstes Jahr in Konstanz zu belegen,
ansonsten bin ich nach vor schwer beleidigt, daß in meiner Nähe nichts dergleichen stattfindet. Vielen Dank für diese anschaulichen Infos vorab. Sei ganz lieb gegrüßt, Nordlicht Dagmar

Jamina hat gesagt…

O jee, so viel tolle Infos machen Lust auf mehr...

Unknown hat gesagt…

Liebe Eliane, ja die Legosteinchen eigenen sich hervorragend für solche begreifbaren Erklärungen. Ich nehme sie auch gern her, um Formeln auszugleichen.
Irgendwann einmal möchte ich auch die Zeit haben deinen Chemiekurs zu besuchen. Die Grundbausteine kenne ich zwar, aber die dahinter stehende Biochemie reizt mich ungmein, wie zB bei der Pfefferminze. Danke!
Auf deinem letzten Bild ist Benzen (früher Benzol, aber es ist ja kein Alkohol) abgebildet.

Liebe Grüße Aconita

Doris hat gesagt…

ich wäre ja auch dafür, dass so ein Kurs doch mal im Norden stattfinden müßte, wir Nordlichter sind da schwer benachteiligt.
Gruß
Doris

Sabrina Herber hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
Sabrina Herber hat gesagt…

Liebe Eliane,

auch ich darf leider nicht an dem Seminar teilnehmen, hatte mich spontan entschieden, diesen Kurs zu besuchen. Es sind aber nur Kunden von Neumond dort erwünscht.

Schade eigentlich, dass immer noch so ein großes Konkurrenz-Denken besteht und die "Sache" ansich wohl nicht sehr zählt, nämlich dass sich viele für die ätherischen Öle stark machen, egal welcher große Firmenname dahintersteht...


Man hat meine Homepage genau unter die Lupe genommen und dort einen Hinweis gefunden auf Primavera.....
tja was soll ich sagen...

Aber trotzdem vielen Dank für den tollen Beitrag.

Liebe Grüße
Sabrina

Anonym hat gesagt…

Habe zufällig hierher gefunden und werde mir demnächst Zeit nehmen ein bisschen zu stöbern.Ich bin Apothekenhelferin und habe viel Spass an und mit Pflanzen
Lg Conny