ZUM FINDEN VON THEMEN, DIE SICH NICHT IN DER SEITENLEISTE (RECHTE SPALTE) BEFINDEN, KÖNNEN SIE EIN STICHWORT IHRER WAHL IM WEISSEN FELD MIT DER KLEINEN LUPE, GANZ LINKS OBEN IN DER BLAUEN LEISTE, EINGEBEN!

Dienstag, 20. Oktober 2009

Haltbarkeit

Das Thema 'Wie lange halten einzelne ätherische Öle' begegnet mir mindestens einmal im Monat. Heute kam die Frage einer Kursteilnehmerin, die vor Jahren teilweise sehr kostbare Öle erstanden hatte und in der Ausbildung inzwischen gelernt hat, dass Öle die einen hohen Anteil an Monoterpenen enthalten (zB Zitrusöle, Nadelöle) nicht sehr lange in angebrochenem Zustand gelagert werden sollten. Natürlich kann man hierzu keine absoluten Antworten geben, denn beispielsweise Cistrosenöl ist nicht gleich Cistrosenöl, Lavandula angustifolia aus England kann ganz anders sein als Lavandula angustifolia aus Kroatien. Jeder Firma hat andere Lieferanten, die Natur liefert Jahr für Jahr sehr unterschiedliche Zusammensetzungen. Die Art der Ernte, der Verarbeitung, des Transportes, der Lagerung, der Abfüllung - alles das beeinflusst die Haltbarkeit schon vor dem Weiterverkauf an EndverbraucherInnen. Und wie man dann selbst mit den Ölen nach dem Öffnen umgeht, spielt vielleicht die entscheidenste Rolle. Man darf sie weder zu warm (nie über 18-20 Grad C) noch zu kalt (möglichst nicht unter 5 Grad C, möglichst nicht im Kühlschrank) lagern. Man soll sie nicht ständig auf und zu machen. Man soll Flaschen mit einem beträchtlichen Sauerstoffspiegel über dem Öl (halbvoll) schnell aufbrauchen. Ich entscheide im Zweifelsfalle mit meiner feinen Nase und auch - bei Ölen, die reich an Monoterpenaldehyden sind wie Lemongrass und meiner geliebten Zitronenmyrte - über den Tastsinn, denn plötzlich klebrig werdende Öle die einst fein flüssig waren sind ein Indiz, dass hautreizende Vorgänge begonnen haben.
Zur Haltbarkeit von Zitrusölen, die nur ein knappes Jahr nach Öffnen des jeweiligen Fläschchens betragen kann, habe ich bereits hier berichtet (und auch rechts in der Rubrik 'Haltbarkeit - einfach anklicken', zu anderen Ölen kann man sehr generell Folgendes sagen (die Zeitangaben beziehen sich auf ordnungsgemäß verdünnte Anwendungen auf der [empfindlichen] Haut, für die Duftlampe o. ä. können die Öle bei Gefallen ggfs. noch länger verwendet werden):
  • Zitrusöle: 8- 12 Monate
  • Nadelöle, Zypresse & Wacholder: 15,-2 Jahre
  • Eukalyptus und ähnlich duftende Öle: 2 Jahre
  • zitronig duftende Gräser- und Blätteröle (Lemongrass, Citronella, Litsea, Zitroneneukalyptus etc): maximal 2 Jahre
  • Kräuter-/Blätteröle (Bohnenkraut, Basilikum, Lavendel etc): 3-4 Jahre
  • Gewürze (Zimt, Nelke, Muskat): bis zu 5 Jahre (Pfeffer eher 2-3 Jahre)
  • destillierte Blütendüfte (Neroli, Ylang, Rosengeranienblatt): bis zu 5 Jahre
  • Blütenabsolues (Rose, Jasmin, Tuberose etc): 5 Jahre, bei unempfindlicher Haut viel länger
  • Holzöle (Zedern, Rosenholz) : 6-8 Jahre und mehr
  • Harze (Resinoide wie Tolu, Benzoe): 5 Jahre und mehr, manche Weihrauchöle eher kürzer (wenn sehr monoterpenreich)
  • schwere Wurzel- oder wurzelartige Düfte wie Iris, Vetiver und Patchouli: 10 Jahre und mehr
Ich darf mit der Erlaubnis der Fragenden die Liste veröffentlichen, die sie mir schickte und dazu die Kommentare, die ich ihr schickte. Vielleicht beantwortet das ähnliche Fragen von euch.

· Anis: sollte, wenn es relativ voll ist, bis zu 5 Jahre haltbar sein, halbvoll für die Duftlampe sicherlich noch ein paar Jahre mehr

· Benzoe Siam: je älter desto besser

· Cistrose (war nicht lang haltbar, oder? da hatte ich 5 ml von, wenn ich bedenke, was das heute kostet ...): für parfümige Mischungen, da man es ohnehin nur in Spuren aushält, bis zu 10 Jahre, also grundsätzlich je älter desto besser, für Wundheilungszwecke jedoch nicht länger als gut 2 Jahre

· Eichenmoos (ich hab mal Parfüme gemischt, das war in den Herrenparfümen drin!): ohnehin nur für sehr robuste Haut geeignet, soll sehr allergen sein, nur in Spuren in Mischungen verwenden, aber je älter desto besser

· Eisenkraut (Zitronenverbene 100%): sollte nicht älter als 3 Jahren sein, um auf die Haut zu kommen, für Duftlampenmischungen sicherlich noch gut, wenn es bis zu 6 Jahre alt ist, duftet ja wunderschön (sollte am Deckelbereich nicht klebrig sein, je klebriger vor allem die Aldehyde sind, desto zersetzter sind sie mutmaßlich und haben sich bereits in Säuren umgebildet)

· Eukalyptus globulus: angebrochen nur zwei Jahre für Hautanwendungen, noch ein Jahr etwa für die Duftlampe

· Honig: sollte, wenn es relativ voll ist, bis zu 5 Jahre haltbar sein

· Iris 1% (Absolu in Alkohol): je älter desto besser

· Jasmin sambac: je älter desto besser, höchstens Vorsicht bei sehr empfindlicher Haut; eine parfümistische Kostbarkeit!

· Kamille blau (100%): angebrochen nur drei Jahre für Hautanwendungen oder wenn es mehr braun-gelblich-grünlich als blau aussieht noch kürzer

· Kamille römisch (100%): sollte, wenn es relativ voll ist, bis zu 5 Jahre haltbar sein, angebrochen bei empfindlicher Haut sehr vorsichtig oder gar nicht

· Karottensamen: da es vorwiegend ein Hautpflege und nicht ein Wohlduft-Öl ist gebe ich ihm nur 3 Jahre zur Behandlung von empfindlicher und gereizter Haut

· Melisse (100%): sollte nicht älter als 3 Jahren sein, um auf die Haut zu kommen, für Duftlampenmischungen und antivirale Raumsprays sicherlich noch bestens, wenn es bis zu 6 Jahre alt ist, duftet ja wunderschön (sollte am Deckelbereich nicht klebrig sein, je klebriger vor allem die Aldehyde sind, desto zersetzter sind sie mutmaßlich und haben sich bereits in Säuren umgebildet)

· Myrte: angebrochen nur circa drei Jahre für Hautanwendungen, noch ein Jahr etwa für die Duftlampe

· Nelkenknospe: wenn relativ voll, sollte es 5 bis 6 Jahre gut sein, wenn viel Sauerstoff drüber ist, Vorsicht bei empfindlicher Haut, für Duftlampenmischungen bis zu 10 Jahre

· Neroli (100%): wenn relativ voll, sollte es 5 bis 6 Jahre gut sein, wenn viel Sauerstoff drüber ist, Vorsicht bei empfindlicher Haut, für Duftlampenmischungen bestens (1 Teil Zitronenverbene, 1 Teil Vanille, 1 Teil Neroli, 1 Teil Honig, 1 Teil Tonka und 5 Teile Grapefruit)

· Sandelholz: je älter desto besser, eine parfümistische Kostbarkeit!

· Schafgarbe: angebrochen nur drei Jahre für Hautanwendungen oder wenn es mehr braun-gelblich-grünlich als blau aussieht

· Tolu Resinoid: je älter desto besser

· Tonka extrakt: fünf Jahre und mehr haltbar, höchstens Vorsicht bei sehr empfindlicher Haut

· Vanilleextrakt: sollte, wenn es relativ voll ist, bis zu 5 Jahre haltbar sein, etwas leerer für die Duftlampe sicherlich noch ein paar Jahre mehr

· Vetiver Boubon (wenn ich die Flasche aufkriege, die ist ziemlich verklebt): dieses Öl klebt so oder so, also auch frisch!!! je älter desto traumhafter und bleibt auch sehr hautverträglich, eine parfümistische Kostbarkeit!

· Ylang-Ylang (Blüte): angebrochen nur circa zwei Jahre für Hautanwendungen auf starke Verdünnung achten, kann hautreizend sein; noch zwei bis drei Jahre mehr für unempfindliche Haut und die Duftlampe

· Ylang-Ylang complet: angebrochen circa vier Jahre, noch zwei bis drei Jahre mehr für unempfindliche Haut und für die Duftlampe, für Hautanwendungen auf starke Verdünnung achten, kann hautreizend sein

· Zimtrinde: wenn relativ voll, sollte es 5 bis 6 Jahre brauchbar sein, wenn viel Sauerstoff drüber ist, Vorsicht bei empfindlicher Haut, für Duftlampenmischungen bis zu 10 Jahre

10 Kommentare:

I am the King of me hat gesagt…

Hallo!
Vielen Dank für die informative Liste! Bei den vielen Ölen kann man schon mal den Überblick verlieren. Gelten die Angaben bei Hautanwendung auch für den Gebrauch beim Kochen/Backen?

Gruß,
Patricia.

bauchundnase hat gesagt…

Danke Eliane!

Ach ja, das Vetivier hab ich aufbekommen! ;)

Sabine hat gesagt…

Hoi!

DANKE für eure Listen!!!


Liebe Grüße
Sabine

Angelika hat gesagt…

Hallo
kann mich den Vorrednern nur anschließen, herzichen Dank für die
Liste.
Gruß Angelika

Anonym hat gesagt…

Danke Eliane für Deine unermüdliche Aufklärungsarbeit.
Und für all die vorangegangenen Posts tausend Danke zusätzlich, da ich im Moment kaum zum Lesen bzw. bloggen komme.

Knuddel
Gaby

Aromula hat gesagt…

Liebe Eliane,
prima Liste,danke - darf ich die ausdrucken und zu Aufklärungszwecken in meinem Kundinnenkreis verbreiten? Und noch ne Frage: Wie ist das denn mit dem MHD bei Naturparfums? Seit eine liebe Schweizer Firma ihre tollen Düfte auch über eine große Drogeriemarktkette vertreibt, bleibt bei mir der eine oder andere Flakon stehen und nähert sich gefährlich dem MHD - für mich verwende ich die Wässerchen schon noch, werde wohl in nächster Zukunft etwas dicker auflegen als gewohnt, haha. Warum ist bei der einen Firma ein MHD auf den Naturparfums und bei Florascent beispielsweise nicht??

Doris hat gesagt…

Hallo Eliane
Ich schließe mich dem allgemeinen Dank an, bei einigen Ölen war ich sehr unsicher, die Liste ist mir eine große Hilfe

Liebe Grüße
Doris

Eliane Zimmermann hat gesagt…

@ Patricia: ich würde beim backen/kochen auch vorsichtig sein, da sie öle, wenn auch nur in nicht verkochten Spuren, an die schleimhäute kommen. ich verwende hauptsächlich zitrusöle (maximal 9 monate) sowie vanille und tonka (maximal 2 jahre). kräuter habe ich soviel im garten und das fast ganzjährig, dass ich diese öle wenig verwende aber wenn, dann auch nur bis zu 2 jahren
@ Ula: gerne! das mit dem mhd werde ich beim nächsten schweiz-besuch persönlich klären. kaputt gehen die naturparfums natürlich nicht (streng genommen niemals), sie verändern höchstens den duft. vielleicht sind die schweizer öle dünner dosiert und weniger fixiert als die doch recht schweren florascentdüfte und darum empfindlicher. oder aber der grund liegt bei den diversen bio-zertifizierungen der schweizer firma, vermutlich werden da bestimmte mhd's vorgeschrieben, egal wie lange die sachen halten oder nicht. ich habe kürzlich nach über 10 jahren nagellackentferner kaufen müssen, da es hier keine nitroverdünnung für einen alten deutschen lack gibt, da musste ich über das mhd lachen, den aceton hält ja auch "ewig". aber vorschrift ist vorschrift!

http://anemone52.wordpress.com/ hat gesagt…

Toll, Eliane, vielen Dank!

Kordula hat gesagt…

Liebe Eliane,

eine tolle Liste über die Halbarkeit von Lavendel und Co.
Es scheint mir so als wenn es eine Menge neuer Erfahrungen dazu gibt. Ich kann nur immer wieder staunen das Sie all diese Informationen kostenlos weiter geben. Herzlichen Dank dafür