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Mittwoch, 3. Juni 2009

Piment - eine Probedestillation


In eine 35-Liter-Destille wurden 2 Kilo Piment gegeben, die pfefferartigen würzigen Kügelchen wurden vorher in einer elektrischen Kaffeemühle grob zerkleinert. Der zylindrische Teil war gut zur Hälfte gefüllt, ich schätze, insgesamt hätten 4 Kilo des Gewürzes gepasst. Der Großhändler hat 34,22 Euro für die zwei Kilo erhalten. Im Laden zahlen wir hier in Irland je nach Marke circa 2,50 Euro für 20 Gramm des fein gemahlenen Lebkuchengewürzes.
Wir haben uns für Nelkenpfeffer [Pimenta dioica (L.) Merr.] entschieden, weil der Ertrag mit gut 3 Prozent als recht hoch angegeben wird und der Preis einigermaßen erschwinglich. Im Vergleich:
  • bei Rosenöl beträgt die Ausbeute circa 0,02 Prozent
  • bei blauer Kamille 0,2-1 Prozent
  • bei Lavendel 0,5-1,5 Prozent
  • bei Rosmarin 1-2 Prozent
  • bei Atlaszedernholz 2,5-5 Prozent
Selten ergibt eine Pflanze mehr als 2 Prozent ätherisches Öl, eher unter einem Prozent. Die große Ausnahme ist die Gewürznelke, aus ihr kann man unter guten Bedingungen fast 20 Prozent ätherisches Öl destillieren.
Auf dem Foto dichte ich die Destille ganz altertümlich mit einer Pampe aus Roggenmehl ab (hält vorzüglich!) und unser Schwitzhüttenmeister Uwe füllt kaltes Wasser in den Kühler.


Auf dem Hydrolat schwimmt das ätherische Öl, sie müssen mit Hilfe eines Scheidetrichters voneinander getrennt werden, diese Prozedur kann einige Tage dauern.


Das ätherische Pimentöl sinkt nach unten und kann langsam in einen Messzylinder laufen. Pimentöl ist recht zähflüssig, es enthält Spuren eines fetten Öles.


Die Ausbeute war erfreulich hoch: knapp 12 ml ätherisches Öl, dazu knapp 3 Liter Hydrolat! Diese Menge hat nun viel Arbeit, viel Wasser, Gas für knapp 3 Stunden plus 34,22 Euro gekostet.


Mit den Überresten der Piment"beeren"- immerhin eine prallvolle Stoffeinkaufstasche oder 35 gut gefüllte Suppenkellen voll -, die noch recht stark duften (hier trocknen sie vollends in der Sonne), werde ich zu klein gewordene bunte Socken füllen und diese gegen den muffigen Geruch in einem Garderoben- und Schuhschrank auslegen. Die horizontale Markierung auf dem 20-ml-Fläschchen zeigt die Füllhöhe des ätherischen Öles. Prozentangaben von Malle & Schmickl

18 Kommentare:

I am the King of me hat gesagt…

Hallo!
Wenn ich das so sehe...verdammt viel Arbeit für ein wenig Öl...Kein Wunder, das man je nach Öl gute Preise zahlen muss. Schade, das man in Deutschland so aufpassen muß. Eine Schulkollegin von mir hat sich allerdings eine eigene kleine "Küchendestille" gebastelt, sie sagt, es funktioniere mit kleinen Mengen hervorragend. Werde mir das mal im Hindterkopf behalten.
Gruß,
Patricia

anjanamaire hat gesagt…

Schön wieder von Ihnen zu hören, ... äh lesen.
Piment, mein Vater liebt das Gewürz in Suppen z.B. ... und ich hoffte immer, nicht drauf zu beißen.

Eliane Zimmermann hat gesagt…

lustig, so eine alte Piment-Erinnerung! Nicht nur in Lebkuchen, wenn ich mich recht erinnere, gehört Piment auch in gute Wurstsorten, nicht nur wegen des geschmacks sondern auch wegen der antibakteriellen Wirkung. Darin aber frein vermahlen und ohne Überraschungsbiss-Effekt!

Aromula hat gesagt…

Das ist eine ganz hervorragende Demonstration für die Preisbildung bei ätherischen Ölen, die gerade für Laien oft nicht wirklich nachvollziehbar ist. und hier sieht man endlich auch, dass der Endverbraucher eigentlich fantastisch niedrige Preise bezahlen muss! Mit Deiner Erlaubnis würde ich diese ganze Dokumentation gerne zum festen Bestandteil meiner Einführungsvorträge in die Welt der Aromatherapie machen - zumindest solange, bis ich endlich selber eine Destille besitze. Darf ich? Natürlich immer mit Quellenangabe, eh klar.
Ganz liebe Grüße von Ula

Mirjam hat gesagt…

Also ich muss ja sagen, dass ich Piment gar nicht gut kenne, aber ich finde es wunderbar zu sehen wie die Ausbeute einer Destillation aussieht und wenn man bedenkt, wieviele Rosenblüten man für 10ml Öl braucht?! Wahnsinn... Da muss ich grad innerlich lachen, weil mein Mann in seiner jugendlicher Euphorie anfangs meiner Ausbildung bei uns eine Destillerie einrichten wollte und im Sinn hatte, Rosen zu destillieren *ggg*.

Sonnige Grüsse nach Ireland
Mirjam

Anonym hat gesagt…

Ein toller Anschauungsunterricht. Ganz wunderbar. Und was für eine Riesen-Destille. Ich hab so eine Destillation mit einer 5 kg-Destille mit angesehen. Da haben wir auch die Ritzen mit Mehlpampe zugeschmiert.
Und ich träum auch von einer Destille. Mal gucken, wie ich die, ohne die Augen des Gesetzes in Aufruhr zu bringen, in meine Küche bugsiere.
Grüße Heidi

Monika Mitterhöfer hat gesagt…

Liebe Eliane!
Vielen Dank, dass Du uns an Deinem großen Wissen weiter teilhaben läßt!
Monika
PS: Danke für die Grußkarte vom letzten Irlandkurs, die ich erhalten habe!

Sanja hat gesagt…

So wie versprochen, werde ich jetzt fleißig kommentieren.

Ich finds wirklich faszinieren wie man aus verschiedenen Naturprodukten ätherische Öle herauslöst....Wahnsinn!! Wunderwerk Natur kann ich da nur sagen.

Anonym hat gesagt…

Liebe Eliane,
seit einem Jahr lebe und arbeite ich in Schweden.
Vor einiger Zeit habe ich Deinen Blog entdeckt und ich nutze ihn regelmäßig als Informationsquelle, um aus der Ferne auf dem Laufenden bleiben zu können.
Habe mich sehr sehr gefreut, dass Du das Schreiben wieder aufgenommen hast! Ich muß gestehen, dass ich auch zu den bisherigen nicht-schreibenden Nutzern gehört habe, aber das wird sich ab heute ändern.-
Ich weiß heute noch nicht, wieviel ich von meiner Aromapraktikerinnenausbildung hier irgendwann einmal vielleicht umsetzen kann, momentan besteht zumindest bei meinen Kolleginnen großes Interesse an der Anwendung von äther. Ölen.
Liebe Grüße aus dem hohen Norden, C.

Anonym hat gesagt…

Schön - habe mich gerade riesig gefreut, daß Du wieder schreibst :)

Wenn ich das nächste mal wieder unschlüssig bin, ob ich ein "teures" ätherisches Öl kaufen soll, werde ich mir Deine eindrucksvolle Schilderung vor Augen führen. Dann fällt mir die Entscheidung bestimmt leichter :)

Liebe Grüße von *Hanne*

Anonym hat gesagt…

Liebe Eliane, schön wieder etwas von dir zu hören. Interessanter Post. Ich kenne Piment schon seeehr ;-) lange, da mein Dad das Gewürz schon immer zur Leberwurstherstellung benutzt. Viele Grüße Lillian

Anonym hat gesagt…

Hej Eliane,
darf ich mir den (das?) Post "klauen" für eine innerbetriebliche Fortbildung bei uns in der Klinik? So zum Deutlichmachen, wieviel Arbeit, Zeit und Geld zur Gewinnung der ätherischen Öle notwendig ist? Du hast es so schön beschrieben und "Eliane hat das so gemacht" ist unter meinen Kollegen ein bekannter Satz - den hören sie schon öfter von mir ;)

Piment gehört übrigens in jede gute Leberwurst und bei uns auch in die Brägenwurst, die in den Grünkohl kommt im Winter (macht mein Mann zusammen mit seinem Vater im Winter selber und es schmeckt super)

Michaela 3er hat gesagt…

Tolle, anschauliche Fotostrecke!Hab diese Info gleich genutzt um noch mehr über Piment zu erfahren:Columbus hat das Myrthengewächs mitgebracht. In Südamerika und auf Jamaica werden auch die Blätter zum Würzen von Wurst und Fleisch verwendet. Und plötzlich hat es bei mi "klick" gemacht, denn auch auf Sardinien werden die Blätter der heimischen Myrthe zum Würzen von Wild, Fleisch und Fisch verwendet. Und aus den dunklen, reifen Beeren wird der "Mirto", ein ganz feiner, würzig-beeriger Likör hergestellt. Und ich weiß dass auch in den Holunderbeerenlikör Piment rein kommt!Piment taucht jetzt öfter auch in Schokoladen-Kreationen und sogar im Eis auf(Pflaumeneis mit Piment- lecker!) Die kleine "Küchendestille" wie Patricia sie beschreibt, würde mich ja auch sehr interessieren ( gibts da eine Bauanleitung oder einen "Vertrieb"?) - es gibt ja so viele Düfte die ich "einfangen" möchte, sofern möglich - Holler/Holunder z.B. Mit lieben Grüßen, Michaela

Susanne hat gesagt…

So, jetzt musste ich mir doch glatt mal dein Buch holen und nachschlagen; eine Antwort habe ich allerdings nicht wirklich gefunden: Ist das ätherische Öl von Piment blau; wenn ja, warum?
Dieses Öl hatte ich noch nie in der engeren Auswahl, es hat aber schon ein paar "reizvolle" Anwendungsbereiche, riecht es sehr streng?
Grüsse von Susanne.

Anonym hat gesagt…

Hello, Eliane Z..thanks for the visit and sharing with us,I am sure my friend will talk with you,you two have so much in common.
Do you mind if I become a follower to your blog so we all can keep in touch?

Unknown hat gesagt…

Vielen Dank für den interessanten Artikel! Piment hatte ich bisher noch nicht destilliert, aber Nelken gehen wirklich gut ;-)

Für diejenigen, die sich für eine eigene Destille interessieren: Ganz unten unter dem Artikel ist ein Link zu einem guten Buch und mehr.

Aconita

Eliane Zimmermann hat gesagt…

ooops, Pimentöl ist nicht blau... sieht es so aus? es ist dunkelbraun und riecht noch stark nelkig. tolle Destillen von dekogröße bis noch viel größer als meine bei http://www.destillatio.de/destille/miniaturdestille/alambik-05-liter-mit-spiritusbrenner.php

A hat gesagt…

Hallo Eliane,
ich habe leider noch nie eine Destillation gesehen, aber Deine Bilder hier geben einen tollen Eindruck davon.
Liebe Grüße
Andrea