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Freitag, 5. Juni 2009

Duft gegen Prostatakrebs?


Vor Kurzem wurde ich durch einen Artikel von Volkmar Heitmann auf folgende Pressemeldung aufmerksam, die besagt, dass Prostatakarzinomzellen riechen können und etwas gegen Jonon haben, den Duft von Veilchen, destillierter Iriswurzel und dem kürzlich vorgestellten Boroniaöl.

Veilchenduft stoppt Prostatakrebs
JBC: Bochumer Forscher „enttarnen“ Riechrezeptor
Hormonmetaboliten blockieren Zellvermehrung

Ein Protein mit bislang unbekannter Funktion, das in Prostatakrebszellen massenhaft hergestellt wird, haben Bochumer Biologen um Prof. Dr. Dr. Dr. Hanns Hatt jetzt als Riechrezeptor für Veilchenduft „enttarnt“. Zwar kommt in der Prostata der Blumenduft nicht vor, dafür aber ein sehr ähnlich aufgebautes Molekül als Stoffwechselprodukt des männlichen Sexualhormons Testosteron. Weitere Untersuchungen ergaben, dass dieses Steroidhormon ebenfalls den Riechrezeptor aktivieren kann und der Zelle auf einem neu entdeckten Signalweg das Kommando gibt, die Zellteilung zu stoppen. „Das heißt praktisch, dass man mit Veilchenduft das Prostatakrebswachstum anhalten kann“, spitzt Prof. Hatt die Ergebnisse zu. Weitere Tests sollen zeigen, ob die Erkenntnisse therapeutisch anwendbar sind. Die Studie ist online im Journal of Biological Chemistry veröffentlicht.

Spermien riechen Maiglöckchen, Prostatazellen Veilchen
Nachdem sie bereits Riechrezeptoren für Maiglöckchenduft in menschlichen Spermien nachgewiesen hatten, stießen die Bochumer Forscher jetzt auf einen weiteren dieser Rezeptoren, der auch außerhalb der Nase vorkommt: den Rezeptor für Veilchenduft in Prostatazellen. Um seine Funktion zu ergründen, statteten sie zunächst Nierenzellen mit dem genetischen Bauplan für das Rezeptorprotein aus und konfrontierten sie mit einer komplexen Mischung von Duftstoffen, um festzustellen, welcher von ihnen an den Rezeptor andockt und ihn aktiviert. Die Zellantwort – eine vermehrte Calcium-Ausschüttung – konnten sie mittels Calcium-sensitiven Farbstoffen beobachten. Ergebnis: Der Rezeptor hOR 51 E2 reagierte auf beta- Ionon, den klassischen Veilchenduft, und auf Steroidhormone (z.B. Dihydro-Testosteron), die in ihrer Molekülstruktur Ähnlichkeit mit dem Veilchenduft-Molekül haben. Tests mit gesunden Prostatazellen bestätigten die Ergebnisse, auch sie konnten die Substanzen „riechen“. Die Forscher machten auch die Gegenprobe, indem sie in die Prostatazellen eine Gensequenz einschleusten, die die Rezeptorherstellung unterbindet. Diese Zellen reagierten nicht mehr auf den Duft oder das Steroidhormon.

Zellwachstum nahe Null
„Die Frage war dann natürlich: Welche Funktion hat der Rezeptor in der Prostatazelle? Und welchen Signalweg löst er aus?“, erklärt Prof. Hatt. Die Forscher stießen auf eine ältere Studie, die ein Protein unbekannter Struktur beschrieb, das vor allem in Prostatakrebszellen verstärkt gebildet wird. Bei näherem Hinsehen entpuppte es sich als genau der Veilchenduftrezeptor, den die Bochumer Wissenschaftler untersuchten. Aus der Urologischen Klinik Herne der Ruhr-Universität (Prof. Dr. Joachim Noldus) besorgten sie sich daher aus Operationsmaterial Prostatakarzinomzellen für weitere Untersuchungen. Die Zellantwort auf Veilchenduft oder das Steroidhormon war erwartungsgemäß hoch, da der Rezeptor in großen Mengen vorkommt. Besonders interessant war für die Forscher jedoch die Wirkung des Veilchenduftes bzw. des Steroidhormons auf die Krebszellen: Das Zellwachstum nahm signifikant ab und sank gegen Null. Weitere Tests zeigten, dass der Signalweg ein völlig anderer ist als bei Riechzellen. Das Rezeptorsignal wird direkt an den Zellkern übermittelt, der dann dafür sorgt, dass die Zellteilungsrate reduziert wird. Untersuchungen an Mäusen sollen jetzt zeigen, ob das, was in Zellkulturen entdeckt wurde, auch im Organismus funktioniert. „Dann wird man die Erkenntnis irgendwann vielleicht therapeutisch gegen Prostatakrebs einsetzen können“, hofft Prof. Hatt.

Eva M. Neuhaus, Weiyi Zhang, Lian Gelis, Ying Deng, Joachim Noldus and Hanns Hatt: ACTIVATION OF AN OLFACTORY RECEPTOR INHIBITS PROLIFERATION OF PROSTATE CANCER CELLS. In: The Journal of Biological Chemistry, doi: 10.1074/jbc.M109.012096, http://www.jbc.org/cgi/doi/10.1074/jbc.M109.012096
Pressemeldung Nr. 148, Bochum, 18.05.2009

Das Bild zeigt Iris pallida, aus deren Rhizomen das kostbare Iriswurzelöl destilliert wird. Es duftet fein pudrig und ist so ziemlich das teuerste, was Ätherische-Öle-Firmen zu bieten haben. Erhältlich in bester Qualität, auch bezahlbar weil in Alkohol verdünnt (pur riecht es nicht so toll) bei Neumond, Farfalla und Primavera (Links in der rechten Spalte eher unten).

13 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Das ist doch wahnsinnig interessant. (Vor allem weil ich mir gerade Irisöl 4 %ig gegönnt habe.)
Wer weiß, wo im Körper noch überall Riechrezeptoren vorhanden sind und wie man endlich einmal dem Brustkrebs auf die Schliche kommen kann.
Gibt es eigentlich ein ÄÖ, welches aus den BLüten hergestellt wird? Das weiß ich im Moment grad nicht, aber ich guck mal.
Grüße Heidi

Anonym hat gesagt…

Ich meine natürlich aus den Veilchenblüten... ich Schussel
Grüße Heidi

Anonym hat gesagt…

wow... faszinierend. bereits in der antike soll der veilchenduft verwendet worden sein (gegen mund- und schweißgeruch) und heute kommt man drauf, dass sich damit sogar krebs heilen oder zumindest positiv beeinflussen lässt... wahnsinn ... was wir alles noch nicht wissen ... ;))
liebe grüße,
tina

PS: schön, dass es mit dem blog wieder weiter geht!

Eliane Zimmermann hat gesagt…

weder von Iris noch von Veilchen wird der Duft aus den Blüten gewonnen, bei Iris aus den Rhizomen, bei Veilchen aus den Blättern, das riecht dann tief-erdig-moosig. Möglicherweise kann die Parfümindustrie Veilchenblütenduft durch spezielle Extraktionsverfahren gewinnen, diese bekommt man als Laie jedoch nicht zu kaufen.

Aromula hat gesagt…

Die Riechrezeptoren über den ganzen Körper verteilt und soooo nützlich! Wasser auf meine Mühle: Das "nur" gut riechen bekommt dank dieser Forschungen eine ganz neue Bedeutung. Komisch, dass gerade besonders weibliche Düfte besonders für männliche ANgelegneheiten so von Nutzen zu sein scheinen!

Anonym hat gesagt…

Guten Morgen Eliane,
spannend der Bericht, lieben Dank für die Info. Und vorallem die BLÜTE ist der Hammer, wundervoll - da geht einem das Herz auf.
Gaaaanz viele Grüße auf die Insel. Lillian

Susanne hat gesagt…

Ich musste ein wenig schmunzeln, wieder mal sind deine Infos taufrisch und aktuell - einen Tag später erschien diese Info in unserer Tageszeitung.
Grüsse von Susanne.

Anonym hat gesagt…

ja wirklich hochinteressant, wenn man sich das nur alles merken könnte.
Beeindruckend. Diese wunderschöne Blüte, die Farbe, die Form
LG
Regina

Ines hat gesagt…

Wenn 'man' jetzt auch noch nachweisen könnte, dass synthetisches Öl dem natürlichen in der antikarzinomen Wirkung überlegen (aber mindestens gleichwertig) ist, dann gibt's bald Duftpillen als Nahrungsergänzung und Veilchenmargarine als functional food.
Ich bete zur göttlichen Iris, dass das Gegenteil nachgewiesen wird!

Anonym hat gesagt…

Wahnsinn, wie viele Heil-Varianten die Natur bietet! Ein sehr wertvoller und interessanter Beitrag, den ich gleich an einen guten Freund weiterleiten werde. Seine .....?Werte sind seit Jahren erhöht. Könnte mir vorstellen, daß dies für ihn eine Lösung wäre. Vielen Dank dafür :)

Liebe Grüße von Hanne

I am the King of me hat gesagt…

Also, was die Leute da in Bochum alles so herausfinden ist faszinierend. Wer weiß, was demnächst noch alles entdeckt wird? Danke für Deinen Artikel, Eliane!
Gruß,
Patricia

A hat gesagt…

Hallo Eliane,
das klingt sehr interessant.
Vielen Dank für die Info.
Liebe Grüße aus Aschaffenburg
Andrea

Anonym hat gesagt…

mich würde interessieren ob man da eine bestimmte art von veilchen braucht?